Kirchenstatistik: 3.900 Abschiebungen vom Frankfurter Flughafen

Deutschland hat im Jahr 2022 rund 13.000 Personen in ihre Herkunftsländer abgeschoben, 3.900 von ihnen per Flugzeug ab dem Frankfurter Flughafen. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Jahresstatistik der von Caritas, Diakonie und weiteren Menschenrechtsgruppen getragenen Initiative Abschiebebeobachtung hervor.

Meist seien die Abschiebungen ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen, heißt es in dem Bericht. Der Verein spricht von einem verhältnismäßigen Vorgehen der beteiligten Bundespolizisten.

Dennoch sei es wiederholt zu für die Betroffenen extrem belastenden Situationen gekommen. Die Initiative kritisiert, dass in Einzelfällen Personen nachts aus ihren Unterkünften abgeholt worden seien. Einige hätten keine Gelegenheit mehr gehabt, Bargeld abzuheben. Vielfach sei die Kommunikation wegen der Sprachbarriere schwierig gewesen.

„Viele kommen mittellos zum Flughafen und wissen meist gar nicht, was nun mit ihnen passiert“, sagte die Abschiebungsbeobachterin Melisa Ergül-Puopolo. Die Ehrenamtlichen der Initiative versuchten dann, die Betreffenden in ihrer Muttersprache zu informieren. Sie könnten zudem eine kleine Geldsumme verteilen.

Kritik übt der Bericht an der Praxis, bei Familienabschiebungen Kinder als Dolmetscher zu verpflichten – etwa wenn die Eltern kein Deutsch sprechen. So hätten in Einzelfällen Kinder ihren Eltern sagen müssen, dass die Polizisten sie im Falle von Widerstand fesseln würden. Dies sei ein Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention, sagte Ergül-Puopolo.

Den Angaben zufolge wurden 2022 bundesweit die meisten Menschen nach Georgien, Albanien, Serbien, Algerien, Moldau, Pakistan, Afghanistan und in die Türkei abgeschoben. Auch seien 166 Iraner außer Landes gebracht worden.

Die kirchliche Abschiebungsbeobachtung ist seit 2006 am Frankfurter Flughafen tätig. Die Freiwilligen dürfen bei den Abschiebungen nicht eingreifen. Sie stehen in Absprache mit der Bundespolizei bereit, die Betroffenen zu informieren. Die Zusammenarbeit mit der Polizei und den staatlichen Behörden beschreibt die Initiative als vertrauensvoll. Es gebe einen regelmäßigen Austausch.