Kirchenrechtler nennt Woelkis Gremienreform “völlig ungewöhnlich”

Katholisch getauft und gefirmt? Für Kirchenrechtler Thomas Schüller ist diese Art der Qualifikation für einen Sitz im obersten Beratungsgremium des Erzbistums Köln unzureichend.

Die Reform von Kardinal Rainer Maria Woelkis oberstem Beratungsgremium bezeichnet Thomas Schüller als “etwas völlig Ungewöhnliches”. Der Kirchenrechtler sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag, es sei nicht kirchenrechtskonform, die Mitgliedschaft im Diözesanpastoralrat, der sich am Samstag (16. November) konstituiert, durch ein Losverfahren zu regeln.

“Es wirkt wie eine Lotterie auf einem Kirmesplatz”, so der Münsteraner Theologieprofessor. Das sei kirchenrechtlich nicht kompatibel. Der Bischof solle ein Verfahren garantieren, durch das bereits im Vorfeld durch Prüfung geeignete Frauen und Männer ermittelt würden, die sich “durch festen Glauben, gute Sitten und Klugheit auszeichnen”, wie es im Codex stehe. “Da sehen Sie auch, wie man eine Sache vor die Wand fahren kann. Das ist wirklich ein Trauerspiel im Erzbistum Köln.”

Im September waren erstmals Katholiken als Mitglieder für den sogenannten Diözesanpastoralrat ausgelost worden. 18 der künftig 51 Plätze im Rat wurden in einem offenen Losverfahren an Laien, also Gläubige ohne Weihe, vergeben. Laut Bistumsmitteilung hatten sich 454 Menschen dafür beworben. Voraussetzung dafür war lediglich, katholisch getauft und gefirmt zu sein.

Woelki will mit der Neustrukturierung des Diözesanpastoralrats nach eigener Aussage die Vielfalt und Lebensumstände der Menschen im Erzbistum besser abbilden. Die Vertretung der katholischen Laien, der Diözesanrat, spricht aber von einem “geschönten Beteiligungsprozess, um unliebsame Meinungen und Personen aus dem Gremium herauszuhalten”.

Der Diözesanpastoralrat berät den Erzbischof in allen Fragen der Seelsorge und war in den vergangenen Jahren Ort kontroverser Diskussionen. Ihm gehörten bislang bis zu 75 Mitglieder an, darunter 10 Personen aus dem gewählten Diözesanrat. Er soll künftig nur noch zwei Delegierte stellen.