Die Beschäftigung mit dem Thema Macht lehrt nach Ansicht der pfälzischen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst „Demut“. Die Erkenntnis eigener Grenzen und Unvollkommenheit bewahre davor, „mit aller Macht die Macht behalten zu wollen“, sagte
Wüst laut Manuskript beim Jahresempfang des ökumenischen „Foyer Kirche und Recht“ am Dienstagabend in Karlsruhe: „Nach meiner Erfahrung ist die größte Anfechtung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht noch immer die Angst vor ihrem Verlust.“
Nur wer innerlich bereit sei, die Macht loszulassen, gewinne Freiheit im Umgang mit ihr, sagte die evangelische Theologin. Wer sich dieser Ambivalenz stelle, könne souverän und glaubwürdig damit umgehen. Die Geschichte kirchlicher Macht sei auch eine Geschichte von Machtherrlichkeit, Machtmissbrauch und Machtversagen.
Als Beispiel nannte Wüst die Aufarbeitung sexualisierten Missbrauchs. Hier habe die Kirche nicht nur die Pflicht, sondern auch die Chance, in allen Fehlentwicklungen ihre Macht zu nutzen und zu hinterfragen, „als gleichermaßen machtbewusste und machtsensible Institution“.
Der Jahresempfang in Karlsruhe wird von evangelischer und katholischer Kirche in Baden organisiert und soll den Dialog zwischen den Kirchen und den obersten Bundesgerichten in Karlsruhe ermöglichen. (1658/08.07.2025)