Kirchenpräsidentin warnt vor Verteilungskämpfen im Sozialsystem

Die reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hat angesichts der innenpolitischen Debatten in Deutschland vor einem Verteilungskampf um die knapper werdenden Ressourcen in den Sozialsystemen gewarnt. Es sei zu befürchten, dass die Armut wie auch der deutlich spürbare Frust in Teilen der Bevölkerung steigen werde, sagte sie am Donnerstag in Emden vor der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche.

Die Zukunftsängste richteten sich oft gegen Minderheiten, insbesondere gegen Geflüchtete, betonte die leitende Theologin in ihrem turnusgemäßen Bericht. Dies führe zu Diskriminierung, Hass und Hetze und zu einer Hinwendung zu extremistischen Parteien. In den vergangenen Jahren habe sich der Umgang mit Geflüchteten und Arbeitsmigranten fundamental verändert: „An die Stelle einer Willkommenskultur ist das Narrativ von einer bedrohlichen Überfremdung getreten, dessen sich selbst demokratische Parteien bedienen.“

Gleichzeitig trete der Kampf gegen den Klimawandel in den Hintergrund. „Mehr noch, er wird von Teilen der Gesellschaft als elitäres Gutmenschentum oder gezielte Falschinformation verleumdet“, kritisierte die Kirchenpräsidentin. Diese Faktoren forderten die Kirchengemeinden heraus, von denen die Menschen sich Weisung und Stärkung erhofften. „Im Kampf gegen Populismus und Klimawandel und bei der Frage der Migration haben Gemeinden die Chance, im Kleinen anzufangen und exemplarische Wege angesichts der globalen Herausforderungen zu gehen.“

Innerkirchlich bereitet laut Bei der Wieden der allgegenwärtige Fachkräftemangel Sorgen. Er betreffe das Pfarrpersonal, die Pädagogik sowie Kindertagesstätten, Diakonie und Kirchenmusik. Dies sei eine bedeutende Aufgabe für die kommenden Jahre.

Ein besonderes Augenmerk werde dabei auf der Frage liegen müssen, wie die Versorgung der Gemeinden sowohl mit hauptamtlichen als auch mit neben- und ehrenamtlichen Kräften gewährleistet werden könne. „Nicht mehr das Was oder Warum, sondern die Frage ‘Wer macht es?’ wird vielerorts und in vielen wünschenswerten Arbeitsbereichen zur bestimmenden Frage werden“, sagte die Kirchenpräsidentin.

Die Tagung endet am Freitag. Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören rund 155.000 Mitglieder in 137 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.