Kirchenpräsidentin ruft zum Gedenken an Reichspogromnacht auf

Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden hat dazu aufgerufen, die Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Reichspogromnacht von 1938 zu besuchen. Der 9. November sei ein wichtiges Datum in Deutschland, sagte die leitende Theologin der Evangelisch-reformierten Kirche am Dienstag in Leer. „Wir denken dankbar an den Fall der Mauer, wir denken beschämt an die Reichspogromnacht am 9. November 1938, den blutigen Auftakt der systematischen Vernichtung jüdischen Lebens in Nazi-Deutschland. Nie wieder darf so etwas geschehen.“

Die Reichspogromnacht sei nicht „plötzlich und überraschend“ gekommen. Schon lange vor dem Holocaust sei Antisemitismus in weiten Teilen der Gesellschaft salonfähig geworden, sagte die Kirchenpräsidentin: „Mit ihrer fatalen Fehlinterpretation der biblischen Botschaft hatte die christliche Theologie über Jahrhunderte den Nährboden für immer wiederkehrende Ausbrüche von Gewalt gegen Jüdinnen und Juden bereitet.“

Eine Kultur des Gedenkens sei notwendig, weil die NS-Zeit immer weiter in die Vergangenheit rücke und sich „heute wieder Judenhass und Judenfeindschaft unter uns breit machen“, betonte Bei der Wieden. Auch mögliche Kritik an politischen Entscheidungen in Israel werde für antisemitische und antijüdische Propaganda oder gar zur Legitimation von Gewalt missbraucht. „Dem müssen wir als Christinnen und Christen mit aller Kraft entgegentreten.“

Bei der Wieden unterstrich: „Unser Platz als deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger und als Christinnen und Christen ist an der Seite unserer jüdischen Mitbürger. Feindseligkeit, Hass und Übergriffe gegen Jüdinnen und Juden haben bei uns keinen Platz.“ Und weiter: „Zeigen wir Gesicht. Bieten wir dem Antisemitismus die Stirn.“