Kirchenpräsident Jung: In Krisen ist Jesus Christus mit im Boot

Der scheidende Kirchenpräsident Volker Jung hat in seinem letzten Bericht vor der hessen-nassauischen Kirchensynode seine 16-jährige Amtszeit als eine Zeit der Abfolge von Krisen beschrieben. In einer Krise stelle sich die Frage, „ob wir im Boot bleiben oder bei der nächsten Gelegenheit das Boot verlassen“, sagte Jung am Mittwoch in Frankfurt am Main. Im Glauben könne man Halt finden, betonte der Kirchenpräsident: „Jesus Christus, der Wind und Wellen gebietet, ist mit im Boot.“

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) habe sich immer für eine Flüchtlingspolitik eingesetzt, die sich an den Menschenrechten und der Menschenwürde orientiert, sagte Jung. Dies liege in der biblischen Tradition begründet. Das Asylrecht und der Flüchtlingsschutz dürften nicht infragegestellt werden. Die Kirche stelle sich gegen jede Form von Diskriminierung, betonte der Kirchenpräsident. Daher wende die Kirche sich gegen Anfeindungen gegen Juden, Muslime oder queere Menschen.

Deshalb „trifft es uns besonders, wenn Menschen in unserer Kirche Gewalt erfahren haben“, sagte Jung. Die Kirche versuche Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, gerecht zu werden, „und wir lernen immer noch“. „Ich bedaure, dass wir den Fragen nach systemischen Risiken nicht früher mehr Raum gegeben zu haben, um daraus Konsequenzen zu ziehen“, sagte er. Neben der Anerkennungskommission für Leistungen an Betroffene, die bereits seit zwei Jahren arbeite, werde ab März nächsten Jahres die Unabhängige Aufarbeitungskommission die Arbeit aufnehmen.

Der Kirchenpräsident verteidigte die Einschränkungen des kirchlichen Lebens während der Corona-Pandemie: „Menschen zu schützen, war auch für uns als Kirche die oberste Maxime.“ Jung lenkte den Blick zudem auf die Klimaerhitzung. „Ich frage mich, ob spätere Generationen nicht viel kritischer auf das schauen werden, was wir gegen die von Menschen verursachten Klimaveränderungen getan haben – oder auch wider besseres Wissen unterlassen haben“, sagte er und machte sich für die auf dieser Tagung vorgesehene Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes der Kirche stark.

Für die Zukunft habe die Kirche die Aufgabe, „die Frage nach Gott wach zu halten und sie auch neu zu wecken“, sagte der scheidende Kirchenpräsident. Dazu brauche es Menschen, die ihren Glauben überzeugend lebten. Die Kirche sei herausgefordert, die Demokratie zu stärken und für die unantastbare Würde aller Menschen einzutreten. „Es kommt darauf an, dass Menschen Kirche als stärkende Gemeinschaft erfahren, als Gemeinschaft, in der alle Menschen willkommen sind“, schloss Jung.