Kirchenkreis gibt Altenheim auf

Das Propstei-Altenheim in Bad Segeberg soll 2022 geschlossen werden – wegen zu hoher Kosten. Das hat auf der Synode des Kirchenkreises Plön-Segeberg für einigen Unmut gesorgt. Denn der Kirchenkreis baut gerade für zehn Millionen ein neues Verwaltungsgebäude.

Neun Stunden hat die Synode im Digitalformat getagt
Neun Stunden hat die Synode im Digitalformat getagtKirchenkreis Plön-Segeberg

Bad Segeberg. „Es war intensiv, es war emotional“, sagt Propst Daniel Havemann, gefragt nach dem Resümee der Synode seines Kirchenkreises Plön-Segeberg. Bettina Gräfin Kerssenbrock fällt es nicht leicht, die richtigen Worte nach der Synode zu finden. „Beeindruckt“ sei die Synodalin­ noch zwei Tage später bei der Erinnerung an emotionale Aussprachen über Finanzen und Vertrauen. Diese gipfelten darin, dass sie Propst Havemann die Verletzung seiner Amtspflicht vorwarf.

Wenige Tage vor der Synode hatte der Kirchenkreis bekannt gegeben, sein Propstei-Altenheim Mitte 2022 zu schließen. Die Bad Segeberger Einrichtung ist, wie auch das Alten- und Pflegeheim Marienhof, in Trägerschaft des Kirchenkreises. Beide gehören einer gemeinnützigen GmbH (gGmbH). Grund für die Schließung sei der hohe Sanierungs- und Modernisierungsbedarf des Gebäudes. Die Kosten dafür lägen bei 7,5 Millionen Euro, hieß es auf der Synode.

Grundstein gelegt

Außerdem schwelt seit Langem die Diskussion über den Bau des neuen Kirchenverwaltungsgebäudes in Bad Segeberg, den die Synode im März 2021 bestätigt hatte. Aufgrund steigender Materialkosten veranschlagt die Synode nun maximal 10,8 Millionen Euro dafür. Im Juli 2020 lag die Summe bei 8,3 Millionen. Der Grundstein wurde am Buß- und Bettag gelegt.


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„Die beiden Themen haben nichts miteinander zu tun“, betont Propst Daniel Havemann. Dass innerhalb von einer Woche der Neubau des Gebäudes und die Schließung des Altenheims kommuniziert wurden, sei ein Zufall gewesen. Man habe die Sitzung des Bauausschusses genutzt, um sich zur Grundsteinlegung zu treffen. „Wir haben dies nur im kleinen Kreis begangen. Wir halten es nach wie vor für ein zukunftsfähiges Gebäude“, sagt er.

Synodalin Kerssenbrock sieht das anders. Für sie gibt es sehr wohl einen Zusammenhang zwischen Neubau und Seniorenheimschließung. Wäre die Kirchenkreissynode frühzeitig über die hohe Verschuldung der Einrichtung informiert worden, hätte dies die Entscheidung für den Neubau womöglich beeinflusst, sagt sie. „Wir haben immer wieder gefragt und gefragt, wie es mit unseren Finanzen aussieht.“ Aber der Einblick in die Jahresabschlüsse der Propstei-Altenheim gGmbH sei den Synodalen verwehrt geblieben. Erst vor Kurzem sei bekannt geworden, dass die Verschuldung bei 2,2 Millionen Euro liegt. Eine Summe, für die der Kirchenkreis nach gGmbH-Jahres­abschluss bereits seit 2019 mit in der Schuld stehe, sagt Kerssenbrock. Sie fragt: „Mit welchem Recht wurde die Synode über die Verschuldung nicht rechtzeitig informiert?“

„Vertrauensvorschuss weg“

„Die Synode ist in den vergangenen Jahren immer wieder über die Situation der Propsteialtenheim gGmbH informiert worden“, entgegnet Havemann. „Wir sind deshalb nicht offensiver mit den Zahlen in die Synode gegangen, weil wir nicht das Problem benennen konnten, ohne zu sagen, an welcher Lösung wir arbeiten.“ Fast zweieinhalb Jahre wurde versucht, einen anderen Träger zu finden. „Eine unklare Situation hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu geführt, dass uns ein Großteil der Mitarbeitenden verlassen.“ Propst Havemann ist zugleich Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Altenheims.

Für die Juristin Kerssenbrock zeigt der Fall, dass die Aufsicht nicht funktioniere, die Synode systematisch übergangen werde. „Der Vertrauensvorschuss ist weg“, sagt sie. „Es wird missgewirtschaftet.“

„Es ist natürlich bitter…“

85 Plätze gibt es in der Einrichtung. Alle Bewohner wurden fünf Tage vor der Öffentlichkeit durch Gespräche und ein Schreiben informiert, bestätigt Geschäftsführerin Barbara Kempe. „Es gab viel Verständnis von den Bewohnern“, sagt sie. „Es ist natürlich bitter, wenn jemand erst ein halbes Jahr bei uns lebt und dann wieder ausziehen muss“, räumt sie ein. Einige seien durchaus verärgert. Nun stehen Gespräche an, um bei der Suche nach neuen Plätzen zu helfen. Eine Alternative für Mitarbeitende und Bewohner könnte die Einrichtung Trappenkamp sein, die der Landesverein für Innere Mission in Rickling im Sommer 2022 eröffnen will.