Kirchengemeindeamt erneuert “Gütesiegel Familienorientierung”

Das Kirchengemeindeamt des evangelischen Dekanats München darf sich weiterhin mit dem „Gütesiegel Familienorientierung“ schmücken. Drei Jahre nach der ersten Auszeichnung habe man die Rezertifizierung geschafft, sagte Franziska Günther, seit Januar Leiterin der kirchlichen Verwaltungsstelle, im epd-Gespräch. Dazu habe man angekündigte Maßnahmen wie das Mutter-Kind-Büro umgesetzt. Das „Gütesiegel Familienorientierung“ wird seit 2019 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vergeben. Das Münchner Kirchengemeindeamt (KGA) verwaltet die Personal-, Finanz- und Bauangelegenheiten des gesamten Dekanats mit seinen 63 Gemeinden.

Besonders nachgefragt seien bei den 75 Mitarbeitenden die bestehenden Angebote zum Homeoffice oder zur flexiblen Einteilung der Arbeitszeit. Damit die Angestellten aber auch gern ins Amt kommen, gibt es dort einen modernen Konferenzsaal, barrierefreie Räume sowie Wasser und Kaffee gratis. „Das Deutschlandticket fördern wir ohnehin und ich hätte auch gern Dauerkarten fürs Museum oder einen Sportpass angeboten, aber das können wir leider derzeit nicht finanzieren“, bedauert Günther. Stattdessen hat sich die Verwaltungsfachfrau eine „offene Sprechstunde“ ausgedacht, die am 9. Oktober das erste Mal stattfindet: „Wer Kritik, Sorgen oder ein Lob hat und mit mir sprechen möchte, kann einfach vorbeikommen“, sagt sie.

Ein drängendes Thema soll künftig stärker vorkommen: die Pflege von Angehörigen. „Das ist für Betroffene gleichzusetzen mit der Betreuung von Kindern, und es betrifft viele“, erklärt die 45-Jährige. In erster Linie gehe es darum, Wissen und Ansprechpartner rund ums Thema Pflege zu vermitteln. Denkbar seien ein Pflegestammtisch oder Fortbildungsangebote zu rechtlichen und praktischen Fragen. Günther interessiert das selbst: Ihre Eltern leben 350 Kilometer entfernt. „Pflege auf Distanz, das wird noch für viele ein großes Thema.“

Ein Ziel der familienfreundlichen Angebote ist, als Betrieb auf dem umkämpften Fachkräftemarkt besser dazustehen. Doch der Personalmangel lässt sich auch mit einem Gütesiegel nicht weghexen: „Ich habe schon seit Längerem zwei offene Stellen und sehr wenige Bewerber“, sagt Günther. Von drei Ausbildungsplätzen ist derzeit einer besetzt. Wenn allerdings Interessierte zusagten, dann oft auch wegen der flexiblen Arbeitszeiten: „Das schätzen vor allem Frauen.“

Zwei Wünsche hat Franziska Günther für die nächste Rezertifizierung: Zum einen würde sie gern ein Lebensarbeitszeitkonto anbieten – das scheitert derzeit noch an rechtlichen Vorgaben. Zum anderen möchte sie den Familienbegriff im Gütesiegel überdenken: „Klassisch ist dies Vater, Mutter, Kind; aber bei uns im Amt gibt es auch Alleinstehende, Geschiedene mit Kind oder ältere Kollegen.“ Auch für die sei es wichtig, zu ihrer Lebenssituation passende Angebote zu bekommen. (00/2884/26.09.2024)