„Judensau“: Kirchengemeinde reagiert auf antijüdische Darstellung

Eine Plastik an der Kirche von Calbe in Sachsen-Anhalt zeigt auf obszöne Weise einen Juden. Damit will sich die Gemeinde jetzt auseinandersetzen.

Juden werden von der Plastik auf obszöne Weise beleidigt
Juden werden von der Plastik auf obszöne Weise beleidigtImago / Schöning

Die evangelische Kirchengemeinde in Calbe an der Saale in Sachsen-Anhalt will sich mit einer antijüdischen Schmähplastik an der St.-Stephani-Kirche kritisch auseinandersetzen. Dazu seien mehrere Maßnahmen zur kritischen Einordnung der Figur beschlossen worden, teilt die Gemeinde mit. Die Gemeinde habe sich zudem dafür ausgesprochen, die Sichtbarkeit der Schmähplastik dauerhaft einzuschränken. Dazu würden derzeit Gespräche mit Behörden geführt.

Die Vorsitzende des Gemeindekirchenrats, Liane Hilfert, betonte, die Judenfeindschaft, die in dem Bildwerk zum Ausdruck komme, sei inakzeptabel und entspreche nicht dem, was die Kirchengemeinde in Calbe verkünden wolle. Unter anderem sei in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt eine Online-Plattform erarbeitet worden, die das Motiv im Kontext christlicher Ikonografie und Judenfeindschaft erörtern solle, hieß es.

Plastik zeigt Juden auf obszöne Weise

Auf der Webseite finden Besucher den Angaben zufolge ein interaktives Panorama der 14 Wasserspeier auf den Strebepfeilern der Kirche. Einer davon zeige auf obszöne Weise einen Juden mit einem Schwein, hieß es. Der Jude wendet sein Gesicht dem Hinterteil einer Sau zu. Die Darstellung stamme vermutlich aus dem 19. oder 20. Jahrhundert und nicht aus dem Mittelalter.

Über Audio-, Bild- und Textbeiträge erhielten Besucher einen Überblick über den aktuellen Kenntnis- und Aufarbeitungsstand, hieß es. Die Webseite stelle auch Bildungsmaterialien zur Verfügung, die über die Geschichte und Aktualität christlicher Judenfeindschaft aufklären.