Kirchen zur Rückgabe von Kulturgütern bereit

BERLIN/WUPPERTAL – In Kirchen und Missionswerken ist die Bereitschaft zur Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit nach Einschätzung des EKD-Kulturbeauftragten Johann Hinrich Claussen groß. Restitution sei hier kein neues Thema, habe aber durch die öffentliche Diskussion neue Dringlichkeit gewonnen, sagte Claussen. Kunst-, Kult- und Alltagsgegenstände aus den ehemaligen deutschen Kolonien sind nicht nur in staatlichen Völkerkundemuseen, sondern auch in Missions-Sammlungen zu finden, etwa im Wuppertaler „Museum Auf der Hardt“.
Claussen schlug eine kirchliche Tagung gemeinsam mit dem Deutschen Kulturrat vor, um Erfahrungen auszutauschen und Ideen zu bündeln. „Zur Geschichte des Kolonialismus ist noch viel an echter Aufklärung und Bildungsarbeit zu leisten“, sagte der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bisher habe die Geschichte des Ersten und Zweiten Weltkriegs die Erinnerung an die Kolonialzeit überdeckt, jetzt komme sie – auch aufgrund der vielen Migranten – neu in den Blick. Wichtiger als symbolische Aktionen wie ein Denkmal für Opfer des Kolonialismus, das die Grünen fordern, sei es, erst einmal für Bildung zu sorgen. Dabei, etwa bei der Verfassung von Schullektüre, müssten alle beteiligt werden, die damals betroffen gewesen seien.
Kirchen und Missionswerke haben sich Claussen zufolge seit 1945 dauerhaft mit der Kolonialgeschichte, dem Postkolonialismus und der Umstellung von Missionierung auf Partnerschaftsarbeit befasst. Einerseits habe es Eurozentrismus und „geistliche Überwältigung“ gegeben; andererseits habe sich in der Mission auch ein früheres Interesse an fremden Völkern und an der Entdeckung ihrer Sprache und Kultur gezeigt. epd