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Kirchen-Partnertreff in einem der ärmsten Länder der Welt

Vertreter des Norderneyer Freundeskreises Kadeba haben in Uganda ihre Partner aus dem Bürgerkriegsland Südsudan getroffen und Projekte im Flüchtlingslager Kiryandongo besucht.

Die Norderneyer Delegation im Kindergarten des Flüchtlingslagers Kiryandongo.
Die Norderneyer Delegation im Kindergarten des Flüchtlingslagers Kiryandongo.privat

„Habt ihr die Schüsse in der Nacht gehört?“, fragt Sylvester Kambaya morgens im Hotel in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Es war ein Feuerwerk, das den ehemaligen Superintendenten aus dem Südsudan beunruhigt hat. In seiner Heimat, einem der ärmsten Länder der Welt, herrscht nach langem Bürgerkrieg ein brüchiger Frieden.

Gemeinsam mit fünf anderen Menschen hat er sich auf die lange Reise nach Kampala gemacht, um dort Partner vom Freundeskreis Kadeba von Norderney zu treffen. Dieser unterstützt seit mehr als zehn Jahren den gleichnamigen Ort im Südsudan.

„Mit der Reise wollen wir die Partnerschaft festigen und zeigen, dass die Freunde im Südsudan nicht vergessen sind“, sagt Pastor Stephan Bernhardt. Kurz nach der Staatsgründung Südsudans 2011 und später 2015 waren Besuche noch möglich. Jetzt aber wäre eine Reise in das Bürgerkriegsland viel zu gefährlich, das Treffen fand in Uganda statt. Dorthin sind viele Menschen aus Südsudan geflohen.

Im Bürgerkrieg zerstörte Hilfsprojekte

Gestartet war das Projekt hoffnungsvoll. 2011 konnte mit Norderneyer Unterstützung in Kadeba ein Geburtshaus eröffnet werden, der Bau einer weiterführenden Schule wurde begonnen. Doch der wieder aufflammende Bürgerkrieg stoppte die Projekte. Das Geburtshaus wurde geplündert, die Steine für die Schule wurden gestohlen. Die Felder wurden von Tieren abgefressen. Menschen wurden vertrieben und getötet. Viele flohen ins benachbarte Uganda und leben dort in Flüchtlingslagern.

Eines davon ist Kiryandongo im Westen Ugandas, wohin die deutsche Gruppe weiterreist. Dort unterstützen die Norderneyer einen Kindergarten und finanzieren den Schulbesuch von rund 40 südsudanesischen Kindern.

Rund 100.000 Flüchtlinge leben im Lager, so die offizielle Zahl, auf mehr als 200.000 schätzt Schulleiterin Regina Arek ihre Anzahl. Überwiegend kommen sie aus dem Südsudan. Etwa 70 Prozent der Menschen sind jünger als 30 Jahre. Die Investition in die Zukunft der Jugend steht im Mittelpunkt.

„Schwarz und Weiß sind eins, das Blut von allen Menschen ist rot“

Frauen sind die Initiatorinnen des Kindergartens. Unter einem Zelt auf dem festgestampften rot-braunen Boden empfangen rund 100 Eltern und ihre Kinder die Besucher aus Norderney. Thabo Arop Yor, Leiterin der Help Yourself Society, die den Kindergarten betreibt, sagt: „Manchmal ist es gut, anderes zu sehen, um zu wissen, wie die Welt ist.“ Und der südsudanesische Pastor Paulino ergänzt: „Schwarz und Weiß sind eins, das Blut von allen Menschen ist rot.“

Fünf voll gepackte Koffer sind von Norderney mit nach Afrika gereist. Kleidung, Spielzeug, Schuhe, Stifte und medizinisches Gerät werden überreicht. Im Gegenzug gibt es Andenken aus dem Südsudan und Tüten voller Datteln.

„Wir hoffen sehr, dass die bereits umgesetzten Projekte im Südsudan fortgeführt und dass neue Ideen verwirklicht werden“, sagt Pastor Bernhardt. „Dazu gehören Trauma-Healing-Seminare und der Schulbau ebenso wie die Unterstützung von Frauen bei einer Selbstständigkeit und die Einrichtung einer Hebammenstelle.“

Eine Rückkehr nach Südsudan ist ungewiss. Im September stehen dort Wahlen an. Aufstände und Kämpfe werden erwartet. Und Sylvester Kambaya wird wahrscheinlich wieder Schüsse in der Nacht hören. Kein Feuerwerk.