Kirchen: Mehr für Demokratie tun – Lage am Kölner Dom ruhig

Zu Beginn eines neuen Jahres richtet sich der Blick klassischerweise nach vorn. Das gilt auch für die Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland. Ein Anliegen ist ihnen dabei besonders wichtig.

Zum Jahreswechsel haben Vertreter der beiden großen Kirche in Deutschland zu mehr Einsatz für die Demokratie aufgerufen. Im Kölner Dom bezeichnete Kardinal Rainer Maria Woelki am Silvesterabend es als das Gebot der Stunde, „zusammenzustehen für eine menschenfreundliche, demokratische, nachhaltige, soziale, gerechte und solidarische Gesellschaft“.

Der Gottesdienst im Kölner Dom fand nach Bekanntwerden von Anschlagsplänen islamistischer Terroristen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Trotzdem kamen laut Dompropst Guido Assmann ähnlich viele Besucher wie in den vergangenen Jahren. Vor den Sicherheitsschleusen hätten sich lange Schlange gebildet, aber die allermeisten Gottesdienstteilnehmer hätten mit großem Verständnis reagiert, sagte Assmann am Neujahrstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Entscheidung, wann der Dom wieder für Touristen geöffnet wird, liegt laut Assmann bei der Polizei. Die war am Silvesterabend mit rund 1.000 Beamten in Köln im Einsatz.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte im Frankfurter Dom, Flucht, Vertreibung, Krieg, Terror und auch die Klimakrise hätten das Jahr 2023 geprägt. „Die ungezählten Menschen, die leben wollten wie wir, aber sinnlos aus dem Leben gerissen wurden, legen eine Wolke von Trauer, tiefer Enttäuschung und Fragwürdigkeit auf das Ende dieses Jahres“, so der Limburger Bischof. Dennoch könne die Botschaft des Evangeliums, nach der Gott zu seinen Verheißungen und zum Menschen stehe, Mut und Zuversicht geben.

Bereits Ende vergangener Woche hatte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, das haupt- und ehrenamtliche Engagement in Kirche und Gesellschaft gewürdigt. „Die Menschen, die sich vom Leid der Welt anrühren, aber nicht schrecken lassen, machen den Unterschied“, betonte Fehrs. „Jene, die sich konsequent um die Schwächeren in unserer Gesellschaft kümmern, die in Flüchtlingshilfe und im humanitären Engagement klar Flagge zeigen, sich beispielsweise in Pflegeheimen, Hospiz oder Jugendhilfe engagieren.“

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx mahnte zu mehr Einsatz für die Demokratie. Er gehe „mit großer Sorge in das kommende Jahr“, sagte er. Da seien die Kriege „vor unserer Haustüre“, aber auch die Gefahr, die von autoritärem Denken, Populismus und Verschwörungstheorien für die Demokratie ausgehe.

Ähnlich äußerte sich der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. „Eine freiheitliche, demokratische Grundordnung kann sich selbst nicht erhalten, wenn wir als Bürgerinnen und Bürger darauf nicht achtgeben.“

Am Silvestertag erinnerten die Bischöfe auch an den ersten Todestag von Benedikt XVI. Der aus Deutschland stammende Vorgänger von Papst Franziskus war am 31. Dezember 2022 im Alter von 95 Jahren gestorben. „In unseren Herzen lebt der Verstorbene weiter“, schrieb der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing auf X. Benedikt XVI. habe der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Orientierung vermitteln können.

In Regensburg würdigte Bischof Rudolf Voderholzer die Verdienste von Benedikt XVI. In der bayerischen Stadt sitzt das Institut Papst Benedikt XVI., das unter anderem mit der Herausgabe des theologischen Werkes von Joseph Ratzinger betraut ist.