Kirche und KI – Experten sehen Potenziale

KI hat keinen Selbstzweifel – aber sollte dennoch von der Kirche genutzt werden. So sieht es ein Sozialethiker. Andere Experten haben konkrete Vorstellungen für eine Umsetzung.

Der Ethiker Andreas Lob-Hüdepohl und Medienexperten plädieren für eine intensive Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz (KI) im kirchlichen Kontext. In der Debatte um die Nutzung von KI sei der Unterschied zwischen Künstlicher Intelligenz und menschlicher Vernunft vorab klar zu definieren, sagte der katholische Theologe Lob-Hüdepohl am Freitag bei einer Fachtagung in München.

„Die Differenzierung ist wichtig, um die Potenziale der KI zu entdecken“, betonte das Mitglied des Deutschen Ethikrates. Er warnte zugleich vor vermenschlichenden Formulierungen beim Thema KI. Auch der fehlende Selbstzweifel sei eine Gefahr bei unkontrollierter Anwendung von Künstlicher Intelligenz. „Um Gegenargumente zu gewichten und abzuwägen, braucht es die menschliche Vernunft“, so der Sozialethiker.

ChatGPT und andere Anwendung bergen laut Lob-Hüdepohl für den Menschen auch die Gefahr eines Kompetenzverlustes, weil der Nutzer sich auf die Aussagen der KI komplett verlassen könnte. „Wir müssen Strategien entwickeln, wie die Gesellschaft eine KI-Kompetenz erlangen kann“, sagte der Ethiker bei einer Tagung in der Katholischen Akademie in Bayern zu Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf die Kirchen.

Im Bereich der Kirche kann KI nach Auffassung des katholischen Medienexperten Stefan Lesting auch sinnvoll eingesetzt werden. Sie könne etwa zur Vereinfachung von Sprache genutzt werden, sagte der Vorsitzende des Vereins Katholischer Hub für Innovation und Medien und Tagungs-Referent dem Portal domradio.de. „Kirche ist sprachlich komplex und viele Menschen verstehen das nicht mehr.“ KI könne Inhalte automatisiert umformulieren. Der Verein Katholischer Hub für Innovation und Medien setzt sich nach eigenen Angaben für Journalismus ein, der sich an den christlichen Werten orientiert.

Auch im Pfarrbüro sei der Einsatz von KI etwa in Form eines Chatbots denkbar, so Lesting weiter. „Wenn ich etwa die Taufbescheinigung erbitte, um zu heiraten oder eine Taufanmeldung machen möchte, könnte die KI vielleicht im Dialog mit der Person sagen, welche Unterlagen man braucht.“

Auch die Pfarrerin Stefanie Hoffmann von der Stabsstelle Digitalisierung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sprach sich auf einem Podium dafür aus, zu prüfen, wo KI bei Verwaltungsarbeiten entlasten könne. Außerdem könnten ihrer Meinung nach algorithmische Systeme dabei helfen, Daten der Kirchen auszuwerten, um dem Schrumpfen der Kirchen entgegen zu wirken. Jedoch müsste der Datenschutz besonders dabei beachtet werden.

Lesting betonte zugleich, dass KI für die Kirche nicht direkt dort einsetzbar sei, wo es um persönliche Gottesbegegnung oder menschlichen Kontakt gehe. Doch selbst in diesen Bereichen seien etwa KI-gesteuerte Engelsfiguren möglich, die sich die Sorgen und Gebete der Menschen anhörten und an Priester oder Ordensleute weitergäben.