Weltkindertag: Verbände dringen auf bessere Grundlagen für Kinder
Kinderärzte, Gewerkschaftler und Hilfsorganisationen fordern zum Weltkindertag am Mittwoch bessere Strukturen für Kinder. Die Diakonie Deutschland und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnten am Dienstag mehr Investitionen in Betreuung, Bildung und soziale Arbeit an. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte verlangte erneut die Ernennung eines Kinderbeauftragten der Bundesregierung. Organisationen wie die Kindernothilfe und die Uno-Flüchtlingshilfe mahnten Verbesserungen für Kindern auf der Flucht an.
Die Diakonie Deutschland forderte, den Rechtsanspruch von Kindern auf einen Betreuungsplatz umzusetzen. Trotz des Anspruchs gebe es immer noch viel zu wenige Plätze, kritisierte in Berlin die Vorständin Sozialpolitik der Diakonie, Maria Loheide: „Der dramatische Fachkräftemangel und oftmals unzureichende Finanzierung der Kindertagesstätten haben die Situation zusätzlich verschärft.“ Ohne frühkindliche Bildung hätten besonders Kinder aus bildungsfernen Familien deutlich schlechtere Lebenschancen. „Wir verspielen die Zukunft unserer Kinder schon im Kindergarten“, sagte Loheide.
Die GEW mahnte mehr verbindliche Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen an, um die Lage von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, sagte in Frankfurt am Main, es werde oft nicht sichtbar, wie sehr die Gesellschaft von den Berufsgruppen in der sozialen Arbeit abhänge. Für viele Maßnahmen fehlten aber Geld und qualifiziertes Personal.
Kinderärztepräsident Thomas Fischbach begründete die Forderung seines Verbands nach einem Bundes-Kinderbeauftragten damit, dass Kinder 13 Prozent der Bevölkerung stellten. „Derzeit gibt es 48 Beauftragte und Koordinatoren der Bundesregierung mit den verschiedensten Zuständigkeiten“, sagte Fischbach in Köln. „Da muss ich mich wirklich wundern, dass kein Kinderbeauftragter darunter ist.“ Es brauche jemanden, der die vielen die Kinder betreffenden Aufgaben koordiniere, die Interessen von Kindern wahre und für sie als Ansprechpartner zur Verfügung stehe.
Die Kindernothilfe forderte, in der Asyl- und Migrationspolitik deutlich stärker auf Kinder zu achten. „Die Bedürfnisse der Mädchen und Jungen auf der Flucht werden in der Diskussion um eine gemeinsame europäische Lösung zu wenig berücksichtigt“, kritisierte die Vorstandvorsitzende der Organisation, Katrin Weidemann. Mit mehr als 40 Millionen Mädchen und Jungen seien aktuell so viele Kinder wie nie zuvor auf der Flucht.
Die Kinderrechtsorganisation forderte eine kindgerechte Unterbringung, psychologische und medizinische Betreuung, anwaltlicher Beistand und die Unterstützung durch Übersetzerinnen und Übersetzer. Entscheidend sei auch der Zugang zu schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten.
Die Uno-Flüchtlingshilfe bemängelte, dass das für mehr als die Hälfte der weltweit 14,8 Millionen geflüchteten Kinder ein Problem sei, weil sie keinen Zugang zu offiziellen Bildungseinrichtungen hätten. Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, mahnte, die Folgen für die Kinder seien „desaströs“. Sie würden ihrer Lebensperspektiven beraubt und sozial abgehängt. Ein Schulbesuch sei die Grundvoraussetzung „für ein eigenes Auskommen und ein Leben in Würde“.
Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ verwies zudem auf die Folgen des Klimawandels für Kinder und ihre Rechte. „Das Recht auf Bildung, auf sauberes Wasser, auf ein Zuhause, auf gesunde Ernährung – all diese Kinderrechte werden durch zunehmende Wetterextreme wie Überschwemmungen und Dürren bedroht“, warnte der Sternsinger-Präsident und Pfarrer, Dirk Bingener. Er forderte mehr Einsatz, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, für mehr Artenvielfalt, sauberere Luft und gegen die Verschwendung von Ressourcen.