Kiel: Neuer Gedenkstein erinnert an Zwangsarbeiter

Ein Gedenkstein erinnert jetzt auf dem Friedhof im Kieler Stadtteil Pries an 16 Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs im Zwangsarbeiterlager „An der Schanze“ ums Leben kamen. Darunter seien elf Kleinkinder von russischen Zwangsarbeiterinnen, wie der evangelische Kirchenkreis Altholstein am Freitag mitteilte. Dass die Namen der Verstorbenen ans Licht kamen, sei einem Zufall geschuldet, hieß es. Pastor Volker Landa habe zu einem Jubiläum der evangelischen Kirchengemeinde Pries-Friedrichsort im Archiv recherchiert und sei dabei auf 16 Zahlungsbelege gestoßen.

„Die Deutschen Werke haben dem Friedhof zwischen 1943 und 1945 Geld für Bestattungen zukommen lassen. Jeder Beleg enthielt einen Namen, das Geburts- und Sterbedatum“, berichtete Landa laut Mitteilung. Der Rüstungsbetrieb der Deutschen Werke AG stellte damals in Friedrichsort auch Torpedos her. Schnell sei klar gewesen, dass es sich bei den Toten um Insassen des „Ostarbeiterlagers An der Schanze“ gehandelt haben muss, hieß es. Landa habe die Namen Männern, Frauen und Kleinkindern aus Belgien, Holland, Frankreich, Polen und der ehemaligen Sowjetunion zuordnen können.

„Nicht nur in der Ferne gibt es Opfer von Terrorismus und Gewalt, auch hier unter uns hat es sie gegeben, und man muss dafür nicht weit in die Vergangenheit blicken“, sagte Pastor Landa. Der neue Gedenkstein steht laut Mitteilung auf dem Prieser Friedhof direkt neben dem bereits 1953 errichteten Denkmal für die deutschen Opfer des Bombenangriffs im Juli 1944. An dieser Stelle gibt es am Volkstrauertag (19. November) eine Andacht nach dem 10-Uhr-Gottesdienst.

Im „Ostarbeiterlager An der Schanze“ waren den Angaben zufolge zwischen 1942 und 1945 mehr als 600 Menschen untergebracht. Sie leisteten Zwangsarbeit für die Deutsche Werke AG und die Kompressorenfabrik Wilhelm Poppe AG im heutigen Kieler Stadtteil Pries-Friedrichsort. Forschungen belegten, dass es in Pries während des Zweiten Weltkriegs mehrere solcher Lager gab, hieß es.