Das Land Baden-Württemberg startet kein weiteres Aufnahmeprogramm für vom IS misshandelte jesidische Frauen und Kinder. Grund sei, dass sich die Landesregierung im Laufe der Legislaturperiode nicht auf die Umsetzung eines Programms einigen konnte, wie das Staatsministerium in einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion mitteilte. Stattdessen sei die Hilfe vor Ort gestärkt worden. Es gebe etwa Projekte in den Bereichen Traumabehandlung oder Unterstützung für Binnenvertriebene.
Die Landesregierung hatte 2021 im Koalitionsvertrag angekündigt, ein weiteres Sonderkontingent für besonders schutzbedürftige Personen, insbesondere Frauen und Kinder, die Opfer traumatisierender Gewalt durch die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) geworden sind, ins Leben zu rufen.
Der IS hatte 2014 im Nordirak einen Völkermord an den Jesiden begangen. Baden-Württemberg nahm daraufhin 1.100 besonders Schutzbedürftige im Rahmen eines Sonderkontingents auf. „Die Frauen und Kinder haben Baden-Württemberg zum größten Teil als Heimat angenommen und führen ein selbstbestimmtes Leben“, so das Staatsministerium. Die Jüngeren machten eine Ausbildung oder studierten. Zudem ermöglichten die Jesidinnen durch Zeugenaussagen Strafverfahren gegen IS-Mitglieder.
Zahlreiche Überlebende des Genozids seien aber noch immer in einer schwierigen Situation. „Die Zahl der jesidischen Vertriebenen, die in Camps im Nordirak leben, liegt aktuell bei etwa 200.000“, heißt es weiter. Eine Rückkehr in ihr Gebiet erscheine derzeit unrealistisch. Dieses sei unsicher und zerstört. Die Menschen seien perspektivlos.
Gerade Jesidinnen, die von IS-Mitgliedern vergewaltigt und schwanger wurden, befinden sich in einer ausweglosen Situation. „Die Kinder werden nicht als Teil der jesidischen Gemeinschaft anerkannt und oftmals ausgestoßen“, heißt es weiter. Ein sicheres Leben ist den Angaben zufolge für die Frauen und Kinder nur außerhalb des Irak und Syriens möglich.(2136/28.082.205)