„Kein Klima der Angst“  – NDR erhält Bericht zur Unternehmenskultur

Der Theologe Stephan Reimers hat seinen Bericht über das Arbeitsklima beim NDR vorgelegt. Ergebnis: Beim Sender gibt es kein Klima der Angst, aber einige Defizite.

Der NDR ist mit seinen Fernsehprogrammen in einem Hochhaus in Hamburg-Lokstedt untergebracht
Der NDR ist mit seinen Fernsehprogrammen in einem Hochhaus in Hamburg-Lokstedt untergebrachtImago / Bonn-Sequenz

Beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) herrscht laut einer Untersuchung kein „Klima der Angst“. Wohl aber gebe es Kolleginnen und Kollegen mit Sorgen, erklärte der Theologe und Manager Stephan Reimers anlässlich der Übergabe seines rund 100-seitigen „NDR Klimaberichts“ an Intendant Joachim Knuth. Rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich an dem unabhängigen Bericht beteiligt und Verbesserungspotenziale in der Unternehmenskultur benannt, wie der NDR mitteilte. Ab sofort könnten sich alle festen und freien Mitarbeitenden am Kulturprozess im Sender beteiligen.

Reimers und sein Team hätten in den vergangenen Monaten viele „vertrauensvolle und offene Gespräche an allen Standorten des NDR geführt“, hieß es weiter. Der Wille zur Gestaltung sei bei den Mitarbeitenden groß, zudem gebe es eine „unglaublich hohe Identifikation“ mit dem NDR. Reimers: „Das ist eine sehr gute Basis, die erarbeiteten Themen nun anzugehen.“

Mehr Dialog gefordert

Die im Laufe der Jahrzehnte entwickelten Strukturen und Arbeitsprozesse von Mitarbeitenden würden als hinderlich wahrgenommen, hieß es. Als Mangel würden zudem unklare Leistungserwartungen und eine zu hohe Arbeitsbelastung genannt. Hingegen wünschen sich Mitarbeitende mehr „echten“ Dialog und eine lebendige Konfliktkultur. Führungskräfte werden laut dem Bericht ebenso kritisiert wie gelobt.

Als Defizite nennen Mitarbeitende die Umsetzung des digitalen Transformationsprozesses. Im digitalen Wandel wünschen sie sich klare Entscheidungen zur strategischen Ausrichtung, hieß es. „Da wird einem der Spiegel vorgehalten, und es gibt Ansichten, die nicht schön sind“, sagte Intendant Knuth. Aber darum gehe es: Zu erkennen, welche blockierenden Muster es gebe, diese zu verstehen und dann zu verändern. „Zum anstehenden Kulturwandel gehören eine offene Feedback-Kultur und der positive Umgang mit Kritik“, sagte der Intendant, der nach den Schlagzeilen um die Hamburger Landesfunkhausdirektorin Sabine Rossbach den unabhängigen Bericht in Auftrag gegeben hatte.

Rossbach wurde vorgeworfen, unter anderem die PR-Agentur ihrer Tochter begünstigt zu haben. Ein interner Untersuchungsbericht im Oktober 2022 fand zwar keine Belege für den „unzulässigen Eingriff“ in das Programm, attestierte ihr jedoch einen Führungsstil, der die redaktionelle Atmosphäre im Funkhaus stark belastet habe. Rossbach trat daraufhin zurück. Neuer Direktor des NDR Landesfunkhauses Hamburg wird zum 1. Juli 2023 Hendrik Lünenborg (51).