Katholische Männerfürsorge schafft Wohnraum im großen Stil

Gutes tun und Geld verdienen, das ist nicht immer ein Gegensatz. Im Großraum München haben sich ein Sozialverein und eine Baufirma zusammengetan, um die Wohnungsnot zu lindern.

 Mietwohnungen in München und Umgebung, wenn überhaupt vorhanden, sind für viele unerschwinglich geworden. Ein innovatives Projekt in Oberschleißheim nördlich der bayerischen Landeshauptstadt will zur Entlastung beitragen. Zur Grundsteinlegung am 11. September kommt Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU), wie die Initiatoren am Mittwoch in München mitteilten.

Auf einem bisher landwirtschaftlich genutzten Grundstück des katholischen Männerfürsorgevereins (kmfv) sollen bis Ende 2027 insgesamt 420 Wohnungen entstehen. Bei der Hälfte werden unterschiedliche Fördermodelle die Miete dämpfen, und zwar für mindestens zwölf Jahre.

Innovativ ist nicht zuletzt die dahinter stehende Partnerschaft eines Fachverbands der Caritas mit der freien Wirtschaft. Dafür hat sich der kmfv mit der Wolfratshauser Unternehmensgruppe Krämmel zusammengetan. Der Familienbetrieb ist seit mehr als 75 Jahren im Baugeschäft tätig. Er wird die Wohnungen im Ortsteil Mittenheim errichten und etwa die Hälfte davon selbst vermarkten. Der Rest verbleibt bei der Männerfürsorge, die als Fachverband für Wohnungslosenhilfe nun selbst Wohnraum schafft und in Eigenregie betreibt.

Die günstigsten, weil staatlich subventionierten Mieten, beginnen laut kmfv-Projektleuter Jürgen-Peter Pinck bei einem Quadratmeterpreis von 7,50 Euro. Die Planung sehe außerdem vergünstigten Wohnraum für bestimmte Berufsgruppen der Daseinsvorsorge vor. Gemeint sind damit etwa Erzieherinnen, Pflegekräfte und Polizisten. Auch soll Platz für eine Demenz-WG und eine Kindertagesstätte geschaffen werden. Ein Gemeinschaftstreff werde als Herzstück des Quartiers fungieren und den sozialen Zusammenhalt der Nachbarn stärken, heißt es.

Die beteiligten Partner sprechen von einem “Leuchtturmprojekt”. Alle Gebäude würden den KfW-40-Standard erfüllen und damit Energiebedarf sowie Nebenkosten für die Mieter dämpfen. Die Bewohner hätten außerdem Zugang zu einem Hofladen der Männerfürsorge und könnten dort regional erzeugte sowie ökologische Lebensmittel kaufen.

Das in fünf Baufelder unterteilte Grundstück befindet sich in direkter Nachbarschaft zu zwei großen Einrichtungen der Männerfürsorge, dem Hans-Scherer-Haus und dem Haus Sankt Benno. Beide haben zusammen gut 120 Plätze, ein Teil der Klienten dort erhält durch das Neubauprojekt womöglich die Chance auf eigene vier Wände.

Das Grundstück verdankt der kmfv der Weitsicht seines Gründers Adolf Matthes, der es in den 1950er Jahren erwarb. Damals befand sich im Wesentlichen ein aufgelassenes Kloster auf der Fläche. 2016 kamen die ersten Überlegungen auf, den bisher an einen Landwirt verpachteten Teil von sieben Hektar für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu nutzen.