Katastrophenhelfer sollen künftig Kulturgüter schneller retten
Starkregen und Feuer bedrohen die Kulturschätze in Archiven, Museen und Bibliotheken. Die Stadt Trier reagiert nun mit einem neuen Konzept auf die durch den Klimawandel wachsenden Unwetter-Gefahren.
Zehn Museen, Bibliotheken und Archive in Trier wollen Kunst- und Kulturschätze künftig besser vor Naturkatastrophen und Feuer schützen. Sie gründeten am Donnerstag einen Notfallverbund. “Solche Objekte bewahren unsere Geschichte”, begründete der Trierer Kulturdezernent Markus Nöhl das Konzept.
Künftig sollen beispielsweise besondere Markierungen der Feuerwehr und Katastrophenhelfer in den Sammlungen auf besonders bedeutende Dokumente hinweisen, erläuterte der Leiter der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier, Francesco Roberg. Auch sollte in den untersten Etagen als Schutz vor eindringendem Wasser nicht mehr bis zum Boden gelagert werden. “Ganz wichtig ist auch mehr Verpackung, um Schäden vorzubeugen.” Spezielle Schutzkassetten sollen daher etwa für kostbare Handschriften eingesetzt werden.
Die Leiterin des Bistumsarchivs, Monica Sinderhauf, verwies auf bessere Abläufe durch Kooperation. “Es geht auch ganz praktisch darum, gemeinsam mehr Lagerfläche zur Verfügung zu haben”, sagte sie. Es könne so gezielter reagiert werden, wenn im Ernstfall bekannt ist, wo Schutzgüter hingebracht werden. Ihre Kollegin im Stadtarchiv, Maria Krämer, unterstrich die Bedeutung der ersten 48 Stunden in einem solchen Szenario. “In der Zeit steht unser kulturelles Erbe aus dem Spiel”. Krämer verwies etwa auf den Brand in der Weimarer Anna Amalia Bibliothek 2004 und den Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009.
In dem Verbund kooperieren unter anderem die Bibliothek des Priesterseminars, das Bistumsarchiv, das Archiv des Kreises Trier-Saarburg, das Museum am Dom, das Rheinische Landesmuseum, die Universität und die Wissenschaftliche Bibliothek Trier. So präsentiert zum Beispiel die Schatzkammer des Trierer Doms wertvolle Exponate kirchlicher Schatzkunst; die Schatzkammer der Stadt zeigt mit der mittelalterlichen Prachthandschrift Codex Egberti auch Unesco-Weltdokumentenerbe.
Im Ernstfall verfügt der neue Verbund über mehrere Hundert Experten, die den Einsatzkräften von Feuerwehr und THW zur Seite stehen würden. Im Trierer Gebiet besteht durch die Flüsse Mosel, Saar, Ruwer, Kyll und Sauer ein besonderes Risiko für Hochwasser. So wurden im Sommer 2021 neben dem Ahrtal auch große Teile der Stadt und des Landkreises überflutet, mehr als 10.000 Menschen waren betroffen.
In Rheinland-Pfalz haben bisher Mainz, Koblenz und Speyer einen Notfallverbund gegründet.