In Kroatien geht eine Strohfigur mit bekanntem Gesicht in Flammen auf – und die Menge jubelt. Nun zieht der eigenwillige Karnevalsbrauch diplomatische Konsequenzen nach sich.
Auf das große Fest folgt der Streit mit dem Nachbarn: Weil eine Karnevalsgemeinschaft in der südkroatischen Stadt Kastela am Dienstag eine Figur mit dem Gesicht des serbischen Präsidenten verbrannt hat, legt Serbien nun offiziell Beschwerde ein. Politisch könnte der Disput für weitere Missstimmung auf der Balkanhalbinsel sorgen, warnen Beobachter am Freitag.
Lokalen Berichten zufolge hatte die Gemeinde Don-Quijote- und Sancho-Panza-Puppen mit den Konterfeis von Präsident Aleksandar Vucic und seines russischen Amtskollegen Wladimir Putin versehen und angezündet. Die Aktion sei “komplett inakzeptabel”, teilte die serbische Regierung in einer diplomatischen Note an die kroatische Botschaft in Belgrad mit. Vucic selbst bemerkte mit Blick auf die bewegte Vergangenheit der beiden Länder: Sein Vater wäre stolz, dass er heute offenbar das größte Problem der Kroaten sei. Aus Moskau folgte indes keine Reaktion auf die Verbrennung der Putin-Puppe.
Kroatiens Außenminister Gordan Grlic Radman verteidigte die “Tradition” seiner Landsleute. Den Brief aus Belgrad wolle er einfach “ignorieren”. Schließlich sei auch er selbst schon Ziel ähnlicher Aktionen in der Karnevalszeit gewesen.
Heute noch geraten die Jugoslawien-Nachfolgestaaten trotz kultureller und sprachlicher Gemeinsamkeiten immer wieder aneinander. Gestritten wird etwa um die Geschichtsdeutung mit Blick auf Massaker und andere Kriegsverbrechen in den 1990er Jahren. Während der Jugoslawienkriege standen sich unter anderem die Armeen und Paramilitärs aus Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina gegenüber.