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Kardinal von Boston: Kirche hat beim Thema Missbrauch versagt

Seit Jahren kämpft die katholische Kirche gegen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche. Die vom Papst gegründete Kinderschutzkommission legte nun einen Bericht vor. Ihr Leiter sprach rückblickend von Versagen.

Der Vorsitzende der Päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean Patrick O’Malley, hat großes Versagen der Kirche beim Thema Missbrauch eingeräumt. Vor der Präsentation des ersten Anti-Missbrauchsberichts am Dienstag im Vatikan wandte er sich in emotionalen Worten an Betroffene: “Ihr Leid und Ihre Verletzungen haben unsere Augen geöffnet für die Tatsache, dass wir als Kirche versagt haben, uns um die Opfer zu kümmern, und dass wir Sie nicht verteidigt haben und uns geweigert haben, Sie zu verstehen, als Sie uns am meisten gebraucht hätten”, so der Bostoner Kardinal.

Er lobte die “mutigen Zeugnisse” von Opfern und Überlebenden über ihre Leiden. “Wir wissen, dass Sie genug von leeren Worten haben”, so der langjährige Erzbischof von Boston. “Nichts was wir tun, wird je genug sein, um vollständig zu heilen, was geschehen ist.” Er äußerte die Hoffnung, dass der Bericht die Zusage stärke, “dass solche Ereignisse nie mehr wieder in der Kirche geschehen werden”.

Den 50-seitigen Bericht, der vor allem über kirchliche Schutzvorkehrungen und Verfahren in zahlreichen Ländern informiert, hatte Papst Franziskus 2022 angefordert. Weiter sagte O’Malley, bei der Arbeit der Kommission “geht und ging es stets um die Anerkennung und Einbeziehung von Opfern und Überlebenden von Missbrauch in das Leben der Kirche”.

Einen umfassenden Überblick zur Zahl von Missbrauchsfällen oder zum Stand kirchenrechtlicher Verfahren weltweit konnte die Kommission nach eigenen Angaben nicht vorlegen. Dazu fehle aus vielen Ländern noch zuverlässiges Datenmaterial. Stattdessen enthält der Bericht Vorschläge für Verbesserungen in den Vatikanbehörden, die mit Missbrauchsfällen befasst sind, sowie in den einzelnen Regionen der weltweiten Kirche.

Die 2014 gegründete Kommission soll dem Papst Maßnahmen zum Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen gegen sexualisierte Gewalt sowie jede weitere Form von Missbrauch vorschlagen. Zugleich soll sie den Verantwortlichen in den Ortskirchen, in den Ordensgemeinschaften und in der Caritas Hinweise für einen besseren Umgang mit Missbrauchsfällen und zur Vorbeugung geben.