Kardinal Müller kritisiert Umgang mit Erzbischof Gänswein
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat den Umgang mit dem ehemaligen Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, kritisiert. Dessen Entlassung aus Rom ohne eine „würdige Aufgabe in der Kirche“ sei „keine Reklame für die katholische Soziallehre“, sagte Müller im Interview der „Rheinischen Post“ (Samstag).
Gänswein hatte Papst Benedikt XVI. bis zu dessen Tod an Silvester 2022 begleitet. Im Juni hatte Papst Franziskus den aus dem Schwarzwald stammenden Geistlichen in sein Heimaterzbistum Freiburg zurückgeschickt. Dort hat er bislang keine feste Aufgabe zugeteilt bekommen.
Weder dürfe der Papst willkürlich einen Bischof versetzen noch „alles tun und lassen, wie es gerade seinem persönlichen Gusto entspricht“, so Müller. „Wir brauchen das Allzumenschliche, das es leider auch in der Kirche Gottes gibt, nicht schön zu reden. Alle bedürfen wir der Vergebung Gottes.“
Sein eigenes Verhältnis zu Franziskus beschrieb der Kardinal als menschlich „gar nicht schlecht“. Und: „Ich hatte schon vor Franziskus meine Position und musste nie auf das höfisch-diplomatische Gehabe Rücksicht nehmen.“ Die Stärke des aktuellen Papstes sehe er darin, dass er auf die Einheit der Welt hingewiesen habe. „Ob wir im Urwald sind oder im Petersdom, es ist überall die gleiche Eucharistie. Und es ist vor allen Dingen seine Aufmerksamkeit für die Armen, die die Mehrheit der Weltbevölkerung darstellen.“
Müller gehört auch zu den aus Deutschland berufenen Teilnehmern der in Rom tagenden Weltsynode der Bischöfe. Von 2012 bis 2017 stand er als Präfekt der vatikanischen Glaubensbehörde vor. Franziskus verlängerte seine Amtszeit nach fünf Jahren zunächst nicht, berief ihn aber 2021 zum Richter an die Apostolische Signatur, dem höchsten Kirchengericht.