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Kardinal Marx zu Missbrauch: “Ich mache das Kapitel nicht zu”

Anlässlich des Gebetstags für Betroffene sexuellen Missbrauchs hat Kardinal Reinhard Marx die Bedeutung der persönlichen Begegnung mit Betroffenen hervorgehoben. Die Gespräche „haben mich verändert. Das ist ein wichtiger Abend heute“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Freitagabend in Eichenau laut Mitteilung des Erzbistums. Zuvor wirkte der Kardinal an einer Andacht in der Pfarrkirche Zu den Heiligen Schutzengeln mit. Zu Andacht und Begegnung hatten der Betroffenenbeirat der Erzdiözese und der Pfarrverband Eichenau-Alling eingeladen.

Die Gespräche und Begegnungen mit Betroffenen seien „immer wieder eine sehr bewegende Erfahrung, die nicht einfach bearbeitet und weggepackt werden kann, sondern die immer weiter beschäftigt“, sagte Kardinal Marx. Es sei „ein furchtbarer Abgrund, was hier an Unheil geschehen ist“. Marx bat bei dieser Gelegenheit nochmals um Entschuldigung für die katholische Kirche. Es sei ein „ganz wichtiger Lernprozess“ für die Kirche und ihn persönlich gewesen, zu erkennen, wie entscheidend die Hinwendung zu den Missbrauchsbetroffenen sei. Marx räumte ein: „Das hätte auch schneller gehen können.“

Kirche müsse ein „Raum sein, der Menschen aufhilft“. Der Erzbischof versprach, dass die Erzdiözese den Weg der konsequenten Aufarbeitung und nachhaltigen Prävention wie auch der Erneuerung weitergehen werde: „Ich mache das Kapitel nicht zu.“

Der Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs geht auf eine Initiative von Papst Franziskus zurück und wird seit 2016 weltweit in der katholischen Kirche begangen, in Deutschland rund um den 18. November, den „Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“. (00/3851/25.11.2023)