Kardinal Marx: Kreuz am Aschermittwoch ist „Ja zur Herkunft“

Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit in der Vorbereitung auf das Osterfest. Im Münchner Dom erinnert nun eigens ein Kunstwerk aus Erde an die Vergänglichkeit des Menschen.

Kardinal Reinhard Marx hat im Münchner Liebfrauendom am Mittwochabend mit Kulturschaffenden den „Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler“ gefeiert. Zum damit verbundenen Ritus gehört traditionell die Aschenauflegung. Dabei zeichnen Geistliche den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprechen einen Vers aus dem Buch Genesis: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“

„Wenn wir uns mit dem Staub der Erde bestreuen lassen, sagen wir Ja zu unserer Herkunft“, sagte Marx. Der Erzbischof von München und Freising nahm mit diesen Worten auch Bezug auf die Arbeit „Erde zu Erde“ der Künstlerin Madeleine Dietz im Altarraum des Doms. Getrocknete, aufgeschichtete Erdstücke, die nach unten auf den Treppenstufen zu loser Erde zerkrümeln, verbergen noch bis 15. März fast vollständig den Altar und sollen den Kreislauf des Lebens symbolisieren. Die dafür verwendete Lehmerde kam zugleich für die traditionelle Aschenauflegung während des Gottesdienstes zum Einsatz. Dietz zeichnete damit zuerst dem Kardinal ein Kreuz auf die Stirn.

In seiner Predigt erinnerte Marx an bekannte Fragen des Philosophen Immanuel Kant, an dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr erinnert wird: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? „Die österliche Bußzeit will uns einladen, noch einmal genauer hinzusehen“, sagte der Kardinal. Er fügte hinzu, Gott höre nicht auf, daran zu glauben, „dass mit diesen Menschen etwas zu machen ist“. – Der „Aschermittwoch der Künstler“ wurde vom katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert.