Kardinal Marx: Es wäre töricht, das Bayerische Konkordat abzuschaffen

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sieht im Zusammenwirken von Kirche und Staat in Bayern ein „Erfolgsrezept“. Der gegenseitige Respekt vor der Autonomie des anderen sei ein „wesentlicher Grundpfeiler unserer Kultur“, sagte Marx beim Festakt zu 100 Jahre Bayerisches Konkordat am Dienstagabend in München laut Mitteilung. „Es wäre töricht, zu sagen, wir schaffen das Konkordat ab.“ Der 1924 zwischen Vatikan und dem Freistaat geschlossene Vertrag ist bis heute wesentliche Grundlage für das Verhältnis von Staat und Kirche in Bayern.

Im Bayerischen Konkordat wurden der katholischen Kirche weitreichende Rechte zugestanden. Unter anderem ist dort geregelt, dass Religion unter kirchlicher Aufsicht an allen Schularten im Freistaat unterrichtet wird, dass es Konkordatslehrstühle gibt oder bestimmte finanzielle Leistungen durch den Staat. Hintergrund ist die Säkularisation. Kurfürst Maximilian IV. hatte 1802 eine Kabinettsorder erlassen, mit der fast alle Klöster in Bayern von jetzt auf gleich aufgelöst wurden. Das kirchliche Eigentum fiel damit an den Staat. Das Konkordat soll die Kirche gegen solches staatliches Vorgehen absichern.

Das Konkordat mit seinen weitreichenden Rechten für die Kirche ist heute aber auch umstritten. Kritiker hinterfragen, wie zeitgemäß der Vertrag noch ist. Kardinal Marx sagte dazu, dass das Konkordat auch in Zukunft von Bedeutung sei. Aber selbstverständlich sei es möglich, in einem „freundschaftlichen Miteinander“ über Inhalte und Rahmenbedingungen zu sprechen. Das Konkordat sei nicht statisch zu verstehen.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, dass Bayern ein christlich geprägtes Land sei. Freistaat und Kirche verbinde eine „vertrauensvolle, gut ausbalancierte Partnerschaft“. Söder, der selbst Protestant ist, betonte: „Wir bekennen uns zum christlichen Menschenbild, es gehört zum Kern unserer Verfassung. Ein Staat braucht Glaube und Kirche.“ Kirchliche Schulen, Hochschulen, Kindergärten und Religionsunterricht vermittelten einen grundlegenden Wertekompass. Soziale Einrichtungen der Kirche wie Krankenhäuser und Pflegeheime seien fester Bestandteil des Lebens in Bayern. (00/1787/12.06.2024)