Der November ist jener Monat im Kalender, der dem Gedenken der Toten und dem Tod selbst gilt. Wie er selbst damit umgeht, dass die eigenen Lebensjahre gezählt sind, verriet der Münchner Kardinal Marx zu Allerseelen.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich zu Allerseelen klar gegen den sogenannten assistierten Suizid ausgesprochen. Sein Rat stattdessen: “Ich empfehle jedem, vor allem uns Älteren, um eine gute Sterbestunde zu beten: Eine Sterbestunde, die gut ist, weil sie schmerzfrei ist und nicht allein stattfindet. Und dass Sie nicht durch die Hand eines anderen Menschen sterben, sondern an der Hand eines anderen”, sagte der 72-jährige Erzbischof von München und Freising im Münchner Liebfrauendom. Zudem erinnerte er, dass die Erzdiözese finanzielle Mittel für die Palliativmedizin bereit stelle, damit Menschen schmerzfrei sterben könnten.
Marx unterstrich: “Keiner ist überflüssig: Kein Ungeborener ist überflüssig, kein Dementer, kein Kranker, kein Behinderter: Niemand ist überflüssig! Jeder ist ein kostbares Geschenk Gottes.” Dies müsse besonders die Kirche immer wieder klarmachen. Denn, wenn die Kostbarkeit des Lebens nicht mehr gesehen werde, dann sei dieses selbst in Gefahr.
Die Kultur des Lebens gelte es auch auf dem Friedhof zu zelebrieren, sagte der Kardinal. Dabei verwies er unter anderem auf das von der Erzdiözese finanzierte Trauerpastorale Zentrum auf dem Münchner Ostfriedhof. Dieses solle Menschen dabei helfen, gut trauern zu können. Denn zu einem würdigen Leben gehöre es dazu, Abschied zu nehmen und zu trauern. Es käme einem “Zivilisationsrückschritt” gleich, wenn Menschen nicht mehr würdig gedacht werde.
Bei den traditionellen Gräbersegnungen tags zuvor an Allerheiligen hätten viele ein kraftvolles Zeichen des lebendigen Glaubens gegeben, erklärte Marx. Indem die Menschen die Gräber besucht und ihrer Toten gedacht hätten, werde deutlich, dass der Tod nicht eine unüberwindbare Mauer bedeute, sondern am Ende die Hoffnung auf Auferstehung bleibe.
Der Kardinal bekannte, dass er sich jeden Abend vor dem Schlafengehen bewusst mache, wieder einen Tag näher auf den Tod zugegangen zu sein. “Und es macht mir keine Angst”, sagte er. Der Tod könne schließlich auch, wie der Musiker Wolfgang Amadeus Mozart einmal gesagt habe, ein Freund sein. “Allerseelen zeigt uns eine österliche Hoffnung, aber eben auch eine dunkle Seite.”
Den Tag als Tag der Angst zu begreifen sei dabei ebenso falsch, wie der Gefahr der Sorglosigkeit zu erliegen, sagte Marx. Diese habe der Dichter Heinrich Heine beispielhaft zum Ausdruck gebracht, als er sich, im Sterben liegend, davon überzeugt gezeigt habe, dass Gott ihm verzeihen werde – “das ist schließlich sein Beruf”. Der Kardinal mahnte: “Beide Haltungen sind nicht richtig! Das Leben ist Gabe und Aufgabe und Allerseelen erinnert uns daran, dass wir auch eine Verantwortung haben.”