“Inseln des Glaubens” statt breiter Präsenz: Die Kapuziner wollen künftig nur noch an wenigen, besonderen Orten präsent sein. Warum weniger Klöster neue Nähe zu den Menschen schaffen sollen.
Mit Blick in die Zukunft sieht Bruder Helmut Rakowski noch zwei Kapuzinerklöster in Deutschland. In einer neuen Folge des Podcasts “Himmelklar” (Mittwoch) erklärte der Provinzial der deutschen Kapuzinerprovinz, diese verbleibenden Klöster sollten mitten in Innenstädten oder an besonderen Orten sein.
Strategisch günstig gelegen sei etwa das Kapuzinerkloster in Frankfurt am Main: Mitten im Stadtzentrum an der Liebfrauenkirche leben Kapuzinerbrüder direkt an der Zeil. Hier gebe es täglich mehrere Gottesdienste, Gesprächsangebote, Beichte und Ewige Anbetung. Eine Armenküche kümmere sich um Bedürftige.
Außerdem könne er sich besondere Orte, wie etwa einen Wallfahrtsort, zu dem die Leute von weit her anreisen, als Klostersitz vorstellen, sagte Rakowski. Dort müsse die Tür offenstehen, und Kapuzinerbrüder müssten da sein und bereit sein, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Rakowski erklärte, ihn schmerze jeder Ort, an dem ein Kloster aufgegeben werden müsse. Doch die Kapuziner würden auch in Zukunft “Inseln des Glaubens sein, die bereit sind, ihren eigenen Glauben zu teilen, und Menschen, die danach fragen, Rede und Antwort zu stehen”.
Rakowski erklärte, seine Großmutter habe auf seine Frage: “Warum sollen wir denn in die Kirche gehen?” geantwortet: “Weil Sonntag ist.” Kultur und Tradition hätten damals verlangt, dass man sonntags dort hingehe. Dieses Verlangen sei mittlerweile “Gott sei dank” nicht mehr da – schließlich sei es eine Freiheit, an Gott zu glauben oder nicht. Die Kirche müsse sich in diesem Sinne selbst neuevangelisieren, “damit wir für die Leute, die freiwillig kommen könnten, attraktiv werden”.
Das Ordensleben hat laut Rakowski auch Papst Leo XIV. für sein Amt qualifiziert. Das Kirchenoberhaupt, mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost, trat 1977 dem Augustinerorden bei. Das Ordensleben präge Menschen, etwa im Hinblick auf Fragen der Kommunikation oder den Umgang mit Macht, sagte Rakowski. So seien Ordensobere anders als Bischöfe auf Zeit gewählt: “Es ist etwas anderes, ob ich ein Bischof bin, der für immer Bischof bleibt. Die Menschen, mit denen ich arbeite, werden dann in der Regel später kaum mein Chef werden. Während ich als Ordensoberer damit rechnen muss, dass mein Gegenüber in vier, fünf oder sechs Jahren plötzlich mein Oberer wird und ich der Untergebene bin.” Das verändere die Art des Miteinanders, so Rakowski.