Berliner Projekt Meet2respect kämpft gegen Antisemitismus

Der Krieg in Israel sorgt auch in Deutschland für Unruhen. Das Projekt Meet2respect organisiert Begegnungen von Imamen und Rabbinern. Gemeinsam besuchen sie Schulen – mit einem klaren Ziel.

Rabbiner Elias Dray und der islamische Theologe Ender Cetin auf einem Tandem 2018
Rabbiner Elias Dray und der islamische Theologe Ender Cetin auf einem Tandem 2018IMAGO / epd

Wie kann man glauben in solchen Zeiten? Die Organisation meet2respect hatte von Anfang an das Ziel, antisemitische Einstellungen innerhalb der muslimischen Bevölkerung abzubauen oder sogar zu verhindern. Oft resultieren sie aus politischen Standpunkten im Nahostkonflikt. Angesichts des jüngsten Angriffs der Hamas auf Israel gewinnt die Arbeit von meet2respect jetzt eine noch größere Bedeutung.

Rabbiner Elias Dray, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Amberg, und Imam Ender Çetin, Gefängnisseelsorger in einer Jugendstrafanstalt, führen Schulbesuche im Rahmen des Projekts durch. Sie sind sich einig, dass die Lösung darin zu finden ist, die Gespräche zwischen den Religionsvertretern fortzusetzen. Rabbiner Dray unterstreicht: „In dieser kritischen Zeit ist es von großer Bedeutung, dass die muslimische Gemeinschaft nachdrücklich zeigt, dass Gewalt in keiner Weise akzeptabel ist, und dass sich religiöse Vertreter eindeutig gegen jede Form von Gewalt aussprechen.

Koran als Botschaft des Friedens

Immer wieder hebt Imam Ender Çetin in diesen Gesprächen hervor, dass der Koran die Botschaft des Friedens für alle Menschen betont und ermutigt, nicht den Weg des Konflikts und der Gewalt zu verfolgen. Beide sind sich einig, dass Religion als Quelle des Friedens und der Versöhnung dienen kann.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von meet2respect (@meet2respect)

Worte wie „Salaam“ und „Shalom“, die beide Frieden bedeuten und als Grußworte für Frieden und Harmonie dienen, unterstreichen die Bedeutung des Friedens im religiösen Kontext ebenso wie im Christentum der Gruß „Friede sei mit euch“. Um diese Gedanken weiterzugeben und in den Köpfen der Menschen zu verankern, hat meet2respect aufgrund der äußerst angespannten Lage an Berliner Schulen seine Bemühungen intensiviert und bietet derzeit Krisengespräche und Beratungen an, wie viele andere Berliner Organisationen, die sich mit Gewalt- und Antisemitismusprävention beschäftigen.

Interreligiöser Dialog kann Gemeinsamkeiten finden

In einer Zeit, in der die Notwendigkeit des Dialogs und der Versöhnung offensichtlicher ist denn je, zeigt die Arbeit von Rabbiner Dray und Imam Çetin, dass Veränderung möglich sein kann, wenn Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Überzeugungen zusammenarbeiten. Religion kann zweifellos eine positive Rolle bei der Förderung des Friedens und der Lösung von Konflikten spielen, auch in Israel.

Der interreligiöse Dialog kann Gemeinsamkeiten finden, die als Grundlage für Verständnis und Frieden dienen. Auch die Geschichte von Adam und den Engeln aus dem Koran wird als Beispiel für die Idee genannt, dass der Mensch nach Frieden strebt und dass Frieden der natürliche Zustand ist, den die Menschen anstreben sollten. Der Grundgedanke, dass der Mensch alle Namen Gottes über Herzlichkeit, Liebe und Weisheit wider spiegelt, betont die Bedeutung von Mitgefühl und Weisheit im Umgang mit Konflikten. Mitgefühl und Herzlichkeit sind auch die Kräfte, die uns dazu befähigen, unsere Bemühungen zur interreligiösen Begegnung und Solidarität zu verstärken, statt sie aufzugeben.

Vorsicht vor gewaltverherrlichenden Inhalten auf Social Media

Imam Ender Çetin verdeutlicht, dass der Angriff der Hamas auf Israel eine Herausforderung für Organisationen wie meet2respect darstellt, die sich für die Förderung des interreligiösen Dialogs und der Verständigung einsetzen. Insgesamt kann aber Religion im Nahostkonflikt als Inspirationsquelle dienen, um nach Frieden und Versöhnung zu streben, anstatt Konflikte und Gewalt zu fördern. Es liegt an den Menschen, diese Botschaften in die Tat umzusetzen und friedliche Lösungen für den Konflikt anzustreben. Eine Botschaft die Elias Dray und Ender Çetin auch bei den Schulbesuchen immer wieder betonen.

Islamisches, christliches und jüdisches Glaubenssymbol: Beim interreligiösen Dialog geht es darum, Gemeinsamkeiten zu finden
Islamisches, christliches und jüdisches Glaubenssymbol: Beim interreligiösen Dialog geht es darum, Gemeinsamkeiten zu findenIMAGO /robertharding

Die Arbeit von meet2respect strebt jedoch nicht nur danach, den interreligiösen Dialog zu fördern, sondern zielt auch darauf ab, Bewusstsein an verschiedenen Stellen zu schaffen. Die Organisation hat erkannt, wie wichtig es ist, Jugendliche über die Gefahren gewaltverherrlichender Inhalte in sozialen Medien aufzuklären. Rabbi Dray fügt hinzu: „Besonders wichtig ist es, Jugendlichen bewusst zu machen, wie stark solche Inhalte in den sozialen Medien präsent sind und wie gefährlich es ist, diese Videos immer wieder anzusehen. Solche Inhalte können die Hemmschwelle für Gewalt senken.“

Wichtig sind die Gespräche mit Jugendlichen

Besonders entscheidend ist es, die Gespräche mit Jugendlichen zu intensivieren und den Dialog unter einander zu fördern. Gleichzeitig sollten Sozialpädagogen an Schulen und in Jugendeinrichtungen verstärkt in diesen Prozess eingebunden und geschult werden. Meet2respect hofft darauf, dass sämtliche Vertreter von Religionen diesen Ansatz unterstützen und gemein sam einen Weg einschlagen können, um friedliche Konfliktlösungen zu finden – Lösungen, die uns von unserer jeweiligen Religion gelehrt werden.

Meet2respect ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Leadership Berlin. Gegründet im Jahr 2014 hat sich die Organisation zu einer treibenden Kraft in der Bekämpfung von Gewalt und Antisemitismus entwickelt. Meet2respect organisiert Begegnungen und Unterrichtsbesuche von Imamen und Rabbinern sowie von Tandems aus jüdischen, muslimischen und christlichen Religionsvertreterinnen und Religionsvertretern. Gemeinsam sprechen sich die Beteiligten für gegenseitigen Respekt sowie gegen Gewalt und Diskriminierung aus.

Esther Radoy ist Koordinatorin für Lehrerfortbildungen bei meet2respect