Kampagne: Signale von Kindesmissbrauch nicht übersehen
Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) und die Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus appellieren mit einer neuen Kampagne an Erwachsene, Signale von Kindesmissbrauch im Umfeld nicht zu übersehen.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will Kinder besser vor sexueller Gewalt schützen. Dazu stellte sie eine an Erwachsene gerichtete Kampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg“ vor. Gleichzeitig kündigte Paus an, sie wolle noch im November Schritte unternehmen, um das Amt der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung gesetzlich zu verankern und zu stärken. Auch eine unabhängige Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in Deutschland und eine Berichtspflicht an den Bundestag seien geplant.
Darüber hinaus soll es auch Landesbeauftragte geben, um die Arbeit gegen Missbrauch zu vernetzen. Das Kabinett könnte den Gesetzentwurf Anfang kommenden Jahres beschließen und danach in den Bundestag einbringen, kündigte Paus an.
Gemeinsam mit der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, stellte Paus auch eine Plakatserie und TV-Spots zum Thema „Schieb deine Verantwortung nicht weg“ vor. Außerdem sind Social Media-Aktivitäten, Informationsmaterialien und Veranstaltungen geplant.
Paus: Gemeinschaftliche Verantwortung schärfen
„Mit der Kampagne appellieren wir ganz klar an das Verantwortungsgefühl von Erwachsenen“, betonte Paus. Ein aufgeklärtes, wachsames Umfeld schütze Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt. „Ich fordere jede und jeden auf: Sehen Sie hin, hören Sie zu, fragen Sie beim Kind nach! Nur mit gemeinschaftlicher Verantwortung erzeugen wir einen Schutzschirm, damit Kinder keine Opfer sexueller Gewalt werden.“
Dem aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamtes zufolge gab es 2022 etwa 17.000 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch – das seien im Schnitt täglich mindestens 45 Betroffene. Die Dunkelziffer liege weit höher, hieß es. Vor allem innerhalb der Familie und des näheren Umfeldes komme es zu Missbrauchstaten. Die Schätzungen gehen von durchschnittlich einem bis zwei betroffenen Kindern in jeder Schulklasse aus.
Signale von Kindesmissbrauch erkennen
Claus betonte, dass jeder und jede „diese eine Person sein kann, die den Unterschied macht“, wenn andere die Signale von Missbrauch übersehen. Hinzuhören und nachzufragen, wenn sich Hinweise auf Missbrauch andeuten, sei eine zentrale Aufgabe für alle. „Niemand muss Experte in Sachen Kinderschutz sein“, betonte Claus. Aber Eltern und andere Erwachsene seien oft näher an den Kindern und deren oft stillen Signalen, als Fachstellen dies sein könnten. Diese Fachstellen könnten dann von den Eltern angesprochen werden für weitere Hilfe, unterstrich Claus.
Mit der Aktionswoche und der Kampagne schließen Paus und Claus an eine Kampagne aus dem vergangenen Jahr „Schieb den Gedanken nicht weg!“ an. Dabei wollten sie dafür sensibilisieren, wie weit verbreitet sexuelle Gewalt ist, und wo sie vor allem geschieht. Mit der neuen Kampagne wolle man jetzt gezielt Eltern ansprechen, um sie auf Beratungs- und Hilfsangebote hinzuweisen.
Prominente unterstützen die mediale Kampagne
Prominente Botschafterinnen und Botschafterinnen aus der Moderations-, Show- und Musikbranche wie Rebecca Mir, Jochen Schropp, Annett Louisan, Johannes Oerding, Bruce Darnell und Frauke Ludowig unterstützten die mediale Kampagne, hieß es.