Käßmann will kürzer treten: „Das geht nicht spurlos an mir vorüber“

Die ehemalige Ratsvorsitzende der EKD beklagt sich über respektlose Kritik, die ihr nach ihren Äußerungen zum Ukraine-Krieg entgegen kam. Zudem wünscht sie sich mehr Investitionen in Kinderbetreuung.

Margot Käßmann
Margot KäßmannImago / localpic

Die Theologin Margot Käßmann hat mehr Investitionen für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sowie für Lehrkräfte gefordert. „Es wird immer gesagt: Kinder sind unsere Zukunft“, sagte Käßmann in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich ihres 65. Geburtstages. „Aber es wird nicht wirklich investiert in Kinder. Das ist ein Armutszeugnis für unser Land.“ Käßmann wird am 3. Juni 65 Jahre alt. Sie hat vier Töchter und sieben Enkelkinder.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf habe sich gegenüber der Zeit vor einer Generation nicht wirklich verbessert, betonte die frühere Landesbischöfin von Hannover und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Das ist vielleicht heute sogar schwerer als früher, weil so getan wird, als wäre es kein Problem. Es ist aber eines.“ Die jungen Frauen hätten heute nicht die Betreuungsangebote für ihre Kinder, die sie bräuchten. Das sehe sie an ihren Töchtern. Die Kindertagesstätten und Schulen seien personell deutlich unterversorgt.

Spott, Häme und Diffamierung

Zum 65. Geburtstag will Käßmann kürzertreten, ihre Medienpräsenz zurückfahren und Ehrenämter aufgeben. „Wenn du dich heute öffentlich äußerst und Position beziehst, dann wird oft gleich Spott, Häme und Diffamierung über dich ausgeschüttet“, sagte sie. Das gehe nicht spurlos an ihr vorüber. Die Art und Weise, wie Kritik geübt werde, sei respektloser geworden: „Da wird per Mail nur so dahin gerotzt, ohne Anrede und ohne Absender. Das finde ich schon sehr unangenehm.“

Gerade im vergangenen Jahr habe sie die öffentlich geäußerte Kritik an ihren Positionen als ziemlich belastend empfunden, sagte Käßmann. Sie hatte zuletzt aus ihrer pazifistischen Grundhaltung heraus unter anderem Kritik an den westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine geübt und für eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg plädiert. Im Prinzip schätze sie aber eine gute Kritikkultur, betonte die Theologin. „Wenn mir jemand einen kritischen Brief schreibt oder eine kritische E-Mail, finde ich das in Ordnung.“