Käßmann ärgert sich über Volker Beck und die sozialen Medien

Die evangelische Theologin Margot Käßmann hadert mit den sozialen Medien: „Sozial sind die nicht, da rotzen Menschen irgendeine Empfindung raus, ohne zu reflektieren“, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und ehemalige Landesbischöfin von Hannover im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag).

Einer, dessen Online-Posting ihr übel aufgestoßen ist, ist Volker Beck. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft saß von 1994 bis 2017 für die Grünen im Bundestag. „Margot Käßmann – immer treffsicher ethisch auf der falschen Seite“, hatte Beck Ende Oktober bei X (vormals Twitter) geschrieben und ihr „Teestuben-Pazifismus auf den Kosten anderer“ vorgeworfen. Hintergrund war ein Bericht, in dem sich Käßmann gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel ausgesprochen hatte.

„Was ist das denn für eine Äußerung? Heißt das, Volker Beck ist immer auf der richtigen Seite?“, sagte Käßmann der Zeitung. „Was soll diese Diffamierung? Warum werden Menschen anderer Meinung sofort abgewertet?“

Grundsätzlich sieht Käßmann die Menschheit „in einer Phase, in der viele schockiert sind. Ich auch, weil das Ausmaß an Krieg und Hass derartig dominant ist.“ Auch außerhalb der sozialen Medien muss sich Käßmann nach eigenen Worten immer wieder für ihren Pazifismus rechtfertigen. Die Theologin will sich aber nicht von ihren Überzeugungen abbringen lassen: „Pazifistinnen und Pazifisten werden auch in Kriegszeiten gebraucht, damit dieser Ruf zur Mäßigung, zur Verhandlung, zum Frieden, nicht einfach verspottet wird, sondern Gehör findet.“

Käßmann gehört zu den Erstunterzeichnerinnen der von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht initiierten Petition „Manifest für den Frieden“, die sich für eine sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen aussprach.