Kämpfer für Wald und Indigene: Amazonas-Bischof Kräutler wird 85

Der als “Amazonas-Bischof” bekannte Erwin Kräutler wird am Freitag 85 Jahre alt. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zog der in Österreich geborene Geistliche Bilanz – und ging dabei mit der brasilianischen Regierung hart ins Gericht.

Die Präsidentschaft des Rechtspopulisten Jair Messias Bolsonaro (2019-2022) bezeichnete Kräutler als Katastrophe. In Umweltfragen wie auch bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie habe Bolsonaro viel Schaden angerichtet. “Bolsonaro ist verantwortlich für Tausende und Abertausende Covid-19-Tote”, so Kräutler. Es sei ein Rätsel, wie er überhaupt für das höchste Staatsamt habe gewählt werden können.

Auch Bolsonaros Nachfolger, den linksgerichteten Luiz Inacio Lula da Silva, sieht Kräutler kritisch. Zwar habe dieser viele Versprechungen zu Umweltschutz und Verteidigung der indigenen Völker gemacht. Doch gebe es bei der Umsetzung viele Widersprüchlichkeiten – wie Lulas Beharren auf einer stärkeren Förderung fossiler Brennstoffe in der Amazonasregion.

Laut Kräutler gibt es längst Möglichkeiten einer vernünftigen, nachhaltigen Forstwirtschaft für Amazonien. Allerdings scheitere dies oft daran, dass staatliche Kontrollbehörden unterbesetzt seien und Gesetze nicht durchsetzen könnten. “Eine Edelholzart nach der anderen wird ausgerottet”, so der Bischof. Eine gezielte Wiederaufforstung sei unabdingbar.

Von 1981 bis 2015 war Kräutler Bischof und Prälat von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens. Seit 2016 ist er “Bischof emeritus”, was ihn nicht davon abhält, sich weiter für den Schutz des Amazonaswaldes und seiner Bewohner einzusetzen. Der Wald sei bedroht durch illegale Aktivitäten von Großfarmern, Bergwerksgesellschaften, Holzfällern, Unternehmern und Goldschürfern. “Der Kahlschlag und die Brandrodung müssen mit sofortiger Wirkung von der Regierung gebannt werden”, forderte Kräutler.

Trotz aller Probleme wolle er die Amazonasregion nicht verlassen: “Ich gehöre zu den Menschen, die – wie es Papst Franziskus sagt – in Amazonien leben, mit ihm leiden und es leidenschaftlich lieben.” Keinen einzigen Augenblick in den vergangenen sechs Jahrzehnten habe er bereut, versicherte Kräutler. Seinen Lebensmittelpunkt sehe er weiter in Brasilien: “Einen alten Baum darf man nicht verpflanzen.” Seinen 85. Geburtstag will der Altbischof nach eigenen Angaben gemeinsam mit zahlreichen Gläubigen in seiner Wahlheimat Altamira begehen.