Kabarettist Springer zeigt Installation zu 100 Jahre Hitler-Prozess
Die Demokratie in Deutschland in ihrer heutigen Form ist für den Münchner Kabarettisten Christian Springer keine Selbstverständlichkeit. „Wir müssen alles daran setzen, dass sie auch weiter bestehen bleibt, wir müssen wehrhaft mit Herz und Hirn sein“, sagte Springer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Noch habe die AfD in keinem Landtag eine Mehrheit – „das beruhigt mich sehr“. Aber das könne sich bald ändern, warnte er mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen im September, wo die AfD jeweils laut Umfrage derzeit stärkste Kraft ist.
Christian Springer engagiert sich seit Jahren für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Am 13. Mai startet er mit seiner Initiative „Schulterschluss“ im Münchner Justizpalast eine Installation, um an den Prozess gegen Adolf Hitler zu erinnern, der 1924 vor 100 Jahren begann. Hitler musste sich nach seinem gescheiterten Putschversuch im November 1923 wegen Hochverrats vor dem Volksgericht in München verantworten. Die Strafe fiel äußerst mild aus: Hitler wurde zu fünf Jahren Haft in Landsberg am Lech verurteilt, wo er sein Pamphlet „Mein Kampf“ schrieb.
Springer will mit seinem Projekt daran erinnern, dass der Prozess gegen Hitler den Aufstieg Hitlers vielleicht hätte verhindern können, „wenn die bayerische Justiz nicht auf dem rechten Auge blind gewesen wäre“. Im Mittelpunkt der Installation im Justizpalast stehe der Stuhl, auf den Hitler bei seinem Putschversuch am Abend des 8. November 1923 im Münchner Bürgerbräukeller gestiegen war, in die Luft geschossen hatte und die Regierung in Berlin für abgesetzt erklärt hatte. Im Lichthof des Justizpalastes sollen in Erinnerung daran mehrere Stühle von der Decke hängen.
Der Originalstuhl von 1923 sei aber nicht zu sehen, stellte Springer klar. Er stelle keine Nazi-Devotionalien aus, denn er wolle keinesfalls einen Anziehungspunkt für Rechtsextreme schaffen. Springer betonte auch, dass man den Aufstieg der AfD nicht mit der Geschichte der Weimarer Republik gleichsetzen dürfe. „Geschichte wiederholt sich nicht.“ Aber die Mittel des Machtstrebens seien ähnlich. Die NSDAP habe mit Flugblättern eine extreme Propaganda betrieben, die AfD tue dasselbe heute in den Sozialen Medien.
Das Geschichtsprojekt von Christian Springer ist dreigeteilt. Der erste Teil befasst sich mit dem Hitler-Putsch von 1923 in München, der zweite mit dem Hitler-Prozess 1924 im Justizpalast und der dritte und letzte Teil mit der Haft Hitlers in Landsberg am Lech. Die Installation zur Haft Hitlers soll Ende des Jahres starten, Christian Springer will dabei eng mit Schulen als Kooperationspartnern zusammenarbeiten. (01/1129/10.04.2024)