Kabarettist Josef Hader erwägt Kirchenaustritt

„Andrea lässt sich scheiden“, heißt die zweite Regiearbeit von Josef Hader. Zum Kinostart spricht der mit der Kirche hadernde Österreicher auch über seine Zeit in einem katholischen Knabenseminar. Durchaus positiv.

 Josef Hader (62), österreichischer Kabarettist und Schauspieler, trägt sich weiter mit Gedanken an einen Kirchenaustritt. Der ehemalige Schüler eines katholischen Internats sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag), er habe noch Kontakt zu zwei alten Lehrern, mit denen er über diese Frage gerne diskutiere. „Der eine ist dafür, der andere meint, man soll noch zuwarten. Und ich denke mir, gut, ich bleibe in der Diskussion.“

Bei seiner Kirchenmitgliedschaft handle es sich um „eine reine Sentimentalität, die durch nichts gerechtfertigt ist“, fügte Hader hinzu. „Wenn ich Menschen in der Stadt erzähle, dass ich noch in der Kirche bin, schauen die mich wie jemanden an, der sagt, er sei in der Kommunistischen Partei.“ Diese Leute hätten im Grunde völlig recht. „Es ist eigentlich nicht möglich, bei einem Verein zu bleiben, der mit Frauen so niederträchtig umgeht.“

Der Schauspieler sagte, er sei „in der Pubertät schon ein Ungläubiger geworden“. Als Zehnjähriger habe er kurz einmal Priester werden wollen, „aber das war nur so ein Ministranten-Wunsch, bei der Show irgendwann die Hauptrolle zu übernehmen“.

Positive Erinnerungen hat Hader an seine Internatsvergangenheit. Die Einrichtung sei „sehr fortschrittlich“ gewesen, „eine dieser Inseln innerhalb der katholischen Kirche, die es damals gab, sehr weltoffen“. Die Zeit dort sei „sehr lohnend“ gewesen, aber weniger religiös als kulturell. „Wir haben viel musiziert und Schultheater gespielt.“

Im Religionsunterricht sei Sartre und Camus gelesen worden, in Deutsch sogar das „Kommunistische Manifest“, erzählte der Kabarettist. „Nicht, weil unser Lehrer Kommunist gewesen wäre, sondern weil er sich dachte: In der Uni treffen sie dann auf die ganzen linken Ideologen, da sollten sie den Originaltext kennen.“ Alle seine Erzieher seien überzeugt gewesen, dass auch in der Kirche „alles noch viel moderner wird“. Dann aber sei „der polnische Papst gekommen und der hat alles wieder abgedreht“.

Hader äußerte sich zum Kinostart seines neuen Films „Andrea lässt sich scheiden“, bei dem er Regie führte. In der Tragikomödie spielt er auch selber eine Rolle als alkoholkranker Religionslehrer.