Buschmann fordert Selbstkritik der Kirchen beim Thema Missbrauch

Nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie des Bistums Essen erwartet Bundesjustizminister Marco Buschmann eine transparente Aufarbeitung, ohne „Schonraum“ – auch strafrechtlich.

Marco Buschmann, in Gelsenkirchen geboren, ist praktizierender Katholik
Marco Buschmann, in Gelsenkirchen geboren, ist praktizierender KatholikImago / Chris Emil Janßen

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hat an die Kirchen appelliert, sich beim Thema Missbrauch den „schmerzhaften Fakten“ zu stellen. Nur wenn eine transparente Aufarbeitung stattfinde, könnten auch neue Taten verhindert werden. Erst dann bestehe eine Chance, dass die Kirchen Vertrauen zurückgewinnen könnten, sagte Buschmann auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er bezeichnete Missbrauch in kirchlichem Zusammenhang als eine der „schrecklichsten Konstellationen, die man sich vorstellen kann“.

Buschmann äußerte sich nach der Vorstellung einer Missbrauchsstudie des Bistums Essen. Der Minister ist selbst Katholik und stammt aus dem Bistum Essen.

Keine Sonderprivilegien für Kirchen

Der Justizminister betonte, dass eine strafrechtliche Aufarbeitung stattfinden müsse – neben anderen Formen der Aufarbeitung. Dabei gebe es für die Kirchen keinen Schonraum. Er höre immer wieder, dass die Staatsanwaltschaften dort angeblich nur eingeschränkte Befugnisse hätten. Buschmann: „Das ist mitnichten so.“ Der Staat habe eine Aufklärungspflicht, alle rechtlichen Instrumente anzuwenden, da gebe es keine Sonderprivilegien für die Kirchen.

Er erwarte von den Kirchen als großen Organisationen, „die auch eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen“, dass sie sich selbstkritisch fragten, wie es zu den Taten gekommen sei und wie es sein könne, dass diese zum Teil über Jahre lange unentdeckt blieben.

Wenn man den Eindruck gewinne, dass keine ernsthafte Aufarbeitung stattfinde, dürften die Kirchen oder andere Institutionen sich nicht wundern, wenn etwa im Parlament über weitergehende Maßnahmen wie etwa eine Kommission diskutiert werde.