Junge Liberale Hessen: „Tanzverbot ans Kreuz nageln“

Es passe nicht in eine liberale Gesellschaft, dass es stille Feiertage gebe, an denen sich die Gesellschaft aufgrund christlicher Gewohnheiten und Rituale einschränken müsse. Davon ist die FDP-Jugend in Hessen überzeugt.

Der Jugendverband der FDP in Hessen hat mit einer Aktion vor dem Landtag in Wiesbaden die Abschaffung des Tanzverbots am Karfreitag gefordert. Die Jungen Liberalen (Julis) trugen dabei ein Banner mit der Aufschrift „Tanzverbot ans Kreuz nageln“, wie der Jugendverband am Karfreitag mitteilte. Man wolle sich damit „für mehr Freiheit und Selbstbestimmung in der Gesellschaft“ starkmachen. „Das Tanzverbot am Karfreitag stellt für viele Menschen eine Einschränkung ihrer Freiheit dar“, hieß es.

Tim Hordorff, Landesvorsitzender der Julis Hessen, erklärte: „Das Tanzverbot ist ein Relikt der Vergangenheit. Seither hat sich unsere Gesellschaft verändert.“ Sie sei vielfältiger und offener geworden.

Weiter betonte Hordorff: „Es passt nicht in eine liberale, säkulare Gesellschaft, dass es weiterhin sogenannte stille Feiertage gibt, an denen die gesamte Gesellschaft sich aufgrund christlicher Gewohnheiten und Rituale einschränken muss.“ Diesen Veränderungen dürfe sich auch die hessische Landesregierung nicht länger verwehren. „Das Tanzverbot muss endlich vollständig fallen.“ In kaum einem Bundesland sei das Tanzverbot an den stillen Feiertagen zu Ostern so restriktiv wie in Hessen.

Das Verbot öffentlicher Tanzveranstaltungen beginnt in Hessen am Gründonnerstag um 4.00 Uhr morgens, umfasst den Karfreitag und dauert bis Karsamstag um 24.00 Uhr. Am Karfreitag erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Neben Aschermittwoch ist das der einzige strenge Buß- und Fasttag in der katholischen Kirche. Weil der Karfreitag zu den „stillen Feiertagen“ gehört, herrscht in Deutschland Tanzverbot – allerdings nicht in allen Bundesländern gleich lang. In der Regel sind auch Sportveranstaltungen und die öffentliche Aufführung bestimmter Filme untersagt.

Das Tanzverbot am Karfreitag wurde zwar kürzlich in Hamburg gelockert – in den meisten anderen Bundesländern sind aber keine Änderungen geplant, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) unter den Landesregierungen hervorging. „Das Tanzverbot am Karfreitag ist nach wie vor zeitgemäß“, teilte etwa das baden-württembergische Innenministerium mit. Nur aus Hessen hieß es, das dortige Feiertagsgesetz werde derzeit neu bewertet. Welche Regeln überarbeitet werden müssten, stehe jedoch noch nicht fest.