Jugendschützer: Islamisten im Netz setzen auf Image als Kumpeltyp

Keine Prediger, keine Autoritäten: Islamisten geben sich im Web gern als junge und nahbare Kumpel – und setzen dabei auf Chats über aktuelle Themen.

Im Internet geben sich die Islamisten gern als Kumpels aus
Im Internet geben sich die Islamisten gern als Kumpels ausImago / Reporters

Mainz. Islamistische Kräfte werben im Internet in jüngster Zeit zunehmend mit einem jugendgerechten Erscheinungsbild um neue Anhängerschaft. An die Stelle von Predigern, Glaubensautoritäten und Koranzitationen seien in den sozialen Netzwerken „junge und nahbare Kumpeltypen“ getreten, die sich als „sportlich, stylisch und beruflich erfolgreich“ darstellten, warnt die Beratungsplattform der Bundesländer. Dabei würden Lifestyle-Inhalte und Agitation vermischt, heißt es in einem aktuellen, am Mittwoch vorgestellten Bericht zum Thema „Islamismus im Netz“.

Islamistische Online-Aktivisten zielten darauf ab, dass junge Muslime „sich nicht als Teil der deutschen Gesellschaft fühlen, sondern Zugehörigkeit einzig in der muslimischen Gemeinschaft suchen.“ Die Islamisten griffen für ihre Online-Propaganda unter Jugendlichen auch aktuelle Ereignisse wie den Ukraine-Krieg auf.

„Allahs gerechte Strafe“

Darin würden zwar russische Verluste in der Ukraine als „Allahs gerechte Strafe“ für die russische Beteiligung am Syrien-Krieg gefeiert und tschetschenische Dschihadisten als ehrenhafte Vorbilder dargestellt. Zugleich werde der Krieg als Beispiel für die Diskriminierung von Muslimen dargestellt, da ukrainische Flüchtlinge im Westen besser behandelt würden als beispielsweise Menschen aus Syrien. Letztlich handele es sich um einen Kampf zwischen „Ungläubigen“.

Ein weiteres wichtiges Thema der islamistischen Propaganda sei die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gewesen. „Dschihadistische Social-Media-Kanäle deuten die Machtergreifung unverhohlen als ‚Sieg für die Scharia‘: Man solle für die Taliban ebenso beten wie für die Dschihad-Kämpfer in Syrien“, zitiert der Bericht aus einschlägigen Social-Media-Kanälen.

Auch in sozialen Medien aktiv

Seit 2021 beobachtet das Kompetenzzentrum der Bundesländer für Jugendschutz im Internet mit Sitz in Mainz auch eine Zunahme islamistischer Socia-Media-Beiträge, die sich abwertend über Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten äußern. Außerdem gebe es Überschneidungen zwischen islamistischen Aktivisten und dem rechtsextremen türkischen Nationalismus, die sich beispielsweise in einer Idealisierung des Osmanischen Reichs und der Leugnung des Völkermordes an den Armeniern sowie im Hass auf Kurden und andere Minderheiten äußerten.

Die meisten beanstandeten Inhalte habe „jugendschutz.net“ auf beliebten Plattformen wie Youtube, Instagram oder Facebook entdeckt. Der Umgang der Plattformbetreiber mit extremistischen Inhalten und die Löschquoten seien „teilweise sehr unbefriedigend“, bemängelten die Jugendschützer. (epd)