Kindern den Zugang zu Sozialen Medien verbieten? Aus Sicht des Jugendforschers Klaus Hurrelmann kann das nicht funktionieren. Seine Gegenvorschläge für mehr Generationengerechtigkeit werden aber nicht allen gefallen.
Ein generelles Social-Media-Verbot für Kinder hält der Jugendforscher Klaus Hurrelmann für kontraproduktiv. “Aus einer so weitverbreiteten Kulturtechnik auszusteigen, käme einer Kapitulation gleich. Und man würde Kindern und Jugendlichen ihre erlernten Kommunikationskanäle abschneiden”, sagte der Soziologe dem “Spiegel” (Freitag).
Es gelte dennoch, Kinder und Jugendliche vor übermäßigem Konsum Sozialer Medien zu schützen, erklärte Hurrelmann. Er verweist auf Schätzungen, wonach rund ein Drittel der jungen Menschen keine Kontrolle mehr darüber habe. “Jedes Ereignis wird durch die digitalen Kanäle verstärkt und dramatisiert und multipliziert.” Das führe zu Überforderung und schaffe bei jungen Menschen zusätzliche Angst und Belastung.
Statt mit einem Verbot darauf zu reagieren, ist es aus Sicht des Forschers aber besser, die Konzerne hinter den Plattformen stärker zu regulieren. Und auch Eltern müssten sich häufiger selbst hinterfragen. “Viele Eltern hinken den technischen Möglichkeiten ihrer Kinder hinterher. Sie sind überfordert von der Flut an Informationen und Angeboten und haben ihren Medienkonsum nicht im Griff.”
Eine Möglichkeit sieht Hurrelmann darin, wenn Kinder und Eltern sich den Umgang mit Social Media an mobilen Geräten gemeinsam erarbeiten. “Die Kinder bringen die intuitiven Fähigkeiten mit, die Geräte zu bedienen, die Eltern ihr Hintergrundwissen und die Fertigkeit, Informationen objektiver zu bewerten und einzuordnen.”
Dadurch könne auch der Dialog zwischen den Generationen gestärkt werden, so Hurrelmann. Dieser sei notwendig, um gesellschaftliche Aufgaben wie die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit oder die Aufrechterhaltung des Rentensystems gerecht zu verteilen. “Wir müssen aufpassen, dass wir gesellschaftlich nicht in eine Schieflage geraten. Die Jungen leisten viel – auch wenn die Alten gern auf sie schimpfen.” Für mehr Gerechtigkeit könne etwa ein flexibler auch späterer Renteneintritt sorgen sowie ein allgemeiner Pflichtdienst auch für Senioren nach dem Arbeitsleben.