Jugendämter in Sachsen-Anhalt schreiten öfter ein

Im Jahr 2023 wurden in Sachsen-Anhalt rund ein Fünftel mehr Kinder und Jugendliche von Jugendämtern in Obhut genommen als im Vorjahr. Der Anstieg sei insbesondere auf unbegleitete Einreisen aus dem Ausland zurückzuführen, teilte das Statistische Landesamt am Freitag in Halle mit.

Demnach wurden im vergangenen Jahr 757 Kinder nach Einreisen aus dem Ausland in Obhut genommen, über die Hälfte mehr als 2022. Fast 93 Prozent seien zwischen 14 und 18 Jahre alt gewesen, rund 97 Prozent waren männlich.

Insgesamt haben die Jugendämter in Sachsen-Anhalt laut Landesamt im vergangenen Jahr 2.042 Kinder in Obhut genommen, 342 mehr als im Jahr zuvor. Neben unbegleiteten Einreisen waren die Hauptgründe den Angaben zufolge Überforderung der Eltern oder eines Elternteils (714 Fälle) sowie Vernachlässigung (365 Fälle).

Bei Kindern unter 14 Jahren waren die Hauptgründe für die Inobhutnahme hauptsächlich die Überforderung der Eltern oder eines Elternteils in 488 Fällen sowie Anzeichen für Vernachlässigung in rund 300 Fällen sowie Anzeichen für körperliche Misshandlung in knapp 170 Fällen.

Laut Statistik betrafen die meisten Inobhutnahmen Jugendliche im Alter von 14 bis unter 18 Jahren. Sie machten demnach rund 58 Prozent der Fälle aus. Etwa jedes zehnte Kind war zwischen zwölf und 14 oder unter drei Jahre alt. Fast 65 Prozent der betroffenen Kinder waren Jungen.

In den meisten Fällen – rund 900 – waren demnach das Jugendamt oder der soziale Dienst die Hinweisgeber für die Inobhutnahme. Knapp 300 Mal meldeten sich die Minderjährigen selbst. 277 Mal gaben Polizei, Staatsanwaltschaften oder Gerichte den Hinweis.