Hochschullehrende gründen Netzwerk gegen Antisemitismus

Zu einem „Netzwerk jüdischer Hochschullehrender“ haben sich Lehrende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengeschlossen. Was die Macherinnen und Macher erreichen wollen.

Schon vor den Terrorangriffen der Hamas in Israel seien täglich durchschnittlich sieben antisemitisch motivierte Vorfälle registriert worden, heißt es von der Beratungsstelle Rias (Archivbild)
Schon vor den Terrorangriffen der Hamas in Israel seien täglich durchschnittlich sieben antisemitisch motivierte Vorfälle registriert worden, heißt es von der Beratungsstelle Rias (Archivbild)Imago / imagebroker

Zu einem „Netzwerk jüdischer Hochschullehrender“ haben sich 70 Lehrende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengeschlossen. Anlass für die Gründung des Netzwerks sei die „dramatische“ Zunahme von Antisemitismus an Hochschulen seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres, teilte die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) am Dienstag in Frankfurt am Main mit.

Von einer „feindlichen Stimmung“ an einigen Hochschulen und Universitäten spricht die Soziologin Julia Bernstein, Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft sowie Leiterin des Forschungsbereichs „Gesellschaftliches Erbe des Nationalsozialismus“ an der Frankfurt UAS auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Porträts von Geiseln der Hamas würden in einigen Einrichtungen abgerissen, jüdische Studierende würden „als Zionisten und Rassisten beschimpft oder als Repräsentanten des Staates Israel angegriffen“. Bernstein ist Gründungsmitglied des Netzwerkes. Zunehmender Antisemitismus zeige sich an den Universitäten als Mikrokosmos der Gesellschaft ebenso wie in anderen Bereichen, sagte sie.

Bewusstsein schaffen für Antisemitismus an Hochschulen

Das Netzwerk will den Angaben zufolge ein Bewusstsein schaffen für Antisemitismus an Hochschulen, Konzepte zum Kampf gegen Antisemitismus und für das jüdische Leben an Hochschulen und in der Forschung erarbeiten, eine Austauschplattform für die jüdischen Hochschullehrenden bereitstellen und diese mit anderen nationalen und internationalen Gruppen vernetzen. Hochschulübergreifende Veranstaltungen und Studien zu Themen jüdischen Lebens und jüdischer Identitäten wolle das Netzwerk fördern. An der Frankfurt UAS gebe es bereits erste Formate zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus.

Weitere Gründungsmitglieder des „Netzwerks jüdischer Hochschullehrender“ sind die Informatikerin Haya Schulmann von der Goethe-Universität Frankfurt und Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt sowie die Pianistin Roglit Ishay, Professorin an der Musikhochschule Freiburg und Deidre Berger, Gesellschafterin des Berliner Tikvah Instituts.