Jüdische Gemeinde Frankfurt feierte 75 Jahre Wiederbegründung
Die Jüdische Gemeinde Frankfurt feiert das 75-Jahr-Jubiläum der Wiederbegründung nach der NS-Diktatur.
Die Jüdische Gemeinde Frankfurt hat das 75-Jahr-Jubiläum der Wiederbegründung nach der NS-Diktatur gefeiert. Der Vorstandsvorsitzende Salomon Korn sagte am Mittwochabend vor rund 800 Gästen im Sendesaal des Hessischen Rundfunks (hr) in Frankfurt, dass das Ziel der Gemeinde ein blühendes und selbstbewusstes jüdisches Leben gewesen sei. „Wir blicken erwartungsvoll in eine Zukunft, die wir aktiv mitgestalten wollen“, sagte er.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dankte der Jüdischen Gemeinde, deren Mitglieder sich vorbildlich für Frankfurt engagierten. „Sie sind ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft“, sagte sie. „Die Gemeinde hat einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Hessen geleistet“, bekräftigte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Jüdisches Leben gehöre fest zu Frankfurt, pflichtete dessen Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) bei. Aber „sicheres jüdisches Leben ist nicht selbstverständlich. Deshalb müssen wir alles dafür tun, jüdisches Leben in Frankfurt am Main zu schützen“, fügte er hinzu.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom früheren Frankfurter und jetzigen New Yorker Kantor Yitzchak Meir Helfgot und vom hr-Sinfonieorchester, das Werke von Steve Reich, Mieczylaw Weinberg und Leonard Bernstein spielte. Zudem wurde Camilo Bornsteins Komposition „Mitkanes“ als Auftragsarbeit der Jüdischen Gemeinde für den Festakt uraufgeführt.
Die bis zumindest ins 12. Jahrhundert zurückreichende jüdische Gemeinde in Frankfurt zählte 1933 mehr als 30.000 Mitglieder. In der NS-Diktatur wurden etwa 12.000 von ihnen ermordet. Nach dem Holocaust hatten nach Angaben der Gemeinde 160 Jüdinnen und Juden die Verfolgung in Frankfurt überlebt, 400 Überlebende seien aus dem Konzentrationslager Theresienstadt zurückgekommen. 1948 gab sich die Gemeinde ihre erste Nachkriegssatzung. Nach der Vereinigung der überlebenden Frankfurter Juden mit den jüdischen Bewohnern aus Osteuropa des Displaced-Persons-Lagers in Frankfurt-Zeilsheim fand die Wiederbegründung mit der Wahl eines gemeinsamen Vorstands 1949 ihren Abschluss. Die Gemeinde zählte damals rund 800 Mitglieder.
Heute gehört die Jüdische Gemeinde Frankfurt mit 6.300 Mitgliedern zu den vier größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Sie vereint orthodoxe und liberale Gläubige unter einem Dach. Die Gemeinde unterhält ein Gemeindezentrum, zwei Kindergärten, eine Kindertagesstätte, die I.E. Lichtigfeld-Schule, ein Jugend- und ein Altenzentrum und eine Altenwohnanlage. Jedes Jahr veranstaltet die Jüdische Gemeinde für die Öffentlichkeit abwechselnd Jüdische Kulturwochen und Filmtage.