„Jüdische Allgemeine“-Chefredakteur: Medien versagen bei Israel
Der neue Chefredakteur der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ (JA), Philipp Peyman Engel, hat deutsche Medien für ihre Berichterstattung über Israel kritisiert. „Ich glaube, es gibt wirklich ein großes Versagen in der deutschen Medienlandschaft, wenn es um Israel geht“, sagte er in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstag). Er rede hier „ausdrücklich nicht von Kritik an Israel“: „Die gibt es jeden Tag, so wie auch an anderen Staaten Kritik geübt wird.“ Problematisch werde es dann, wenn der Boden der faktenbasierten Berichterstattung verlassen werde, sagte Engel weiter.
Es gebe einzelne positive, aber viel mehr negative Beispiele, führte Engel weiter aus. „In Überschriften zu Meldungen der deutschen Nachrichtenagentur dpa wird seit Jahren häufig Ursache und Wirkung verwechselt, da liest man dann, die Israelis hätten Palästinenser erschossen und versteht erst im Text, dass es zuvor einen palästinensischen Terroranschlag gegeben hat und israelische Sicherheitskräfte darauf reagiert haben, indem sie die Angreifer töten mussten“, kritisierte Engel, der zum 15. September zum Chefredakteur berufen wurde.
Manchmal geschehe dies aus Unkenntnis, manchmal Überzeugung, sagte Engel. Kritik am Staat Israel sei jedoch möglich – auch in der JA. „Wir hatten mehrere Leitartikel auf Seite Eins über die Justizreform in Israel, weitere Kommentare und Essays auf anderen Seiten. Die Demokratie in Israel steht auf dem Spiel“, sagte Engel.
Die „Jüdische Allgemeine“ wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegeben. Sie erscheint mit einer Druckauflage von 10.000 Exemplaren pro Woche.