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Journalisten beklagen einen der “tödlichsten Angriffe” in Gaza

Bei einem israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza wurden mindestens 20 Menschen getötet, unter ihnen erneut eine Reihe von Journalisten. Der Auslandspresseverband fordert Antworten und Intervention von Außen.

Bei zwei israelischen Angriffen auf das Nasser-Krankenhaus in Khan Younis im Süden des Gazastreifens sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums am Montag mindestens 20 Menschen getötet worden, darunter mindestens fünf Journalisten. “Dies ist einer der tödlichsten israelischen Angriffe auf Journalisten, die für internationale Medien arbeiten, seit Beginn des Gaza-Krieges”, heißt es in einer Stellungnahme des Auslandspresseverbands in Israel und den palästinensischen Gebieten (FPA). Er fordert die internationale Gemeinschaft auf, Journalisten zu schützen.

Die Angriffe seien ohne Vorwarnung auf einen Ort erfolgt, an dem sich Journalisten häufig aufhielten. Die FPA forderte eine sofortige Erklärung der israelischen Armee und des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Israel müsse “ein für alle Mal seine abscheuliche Praxis einstellen, Journalisten ins Visier zu nehmen”. In dem Krieg, der durch den Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 ausgelöst wurde, seien zu viele Journalisten “von Israel ohne Rechtfertigung getötet” worden. Ferner verhindere Israel weiterhin, dass internationale Journalisten ungehindert in das Kriegsgebiet kommen könnten.

Bei den getöteten Journalisten handelt es sich den Angaben zufolge um Ahmed Abu Aziz, Journalist der palästinensischen Agentur Al-Quds News, sowie die vier Fotojournalisten Hussam al-Masri (Reuters), Mohamed Salameh (Al-Dschasira), Mariam Dagga, die seit Beginn des Gaza-Krieges unter anderem für Associated Press (AP) arbeitete, und den Freiberufler Moaz Abu Taha von Al-Quds News. Hatem Khaled von Reuters wurde verletzt.

Die Zahl der seit Beginn des Krieges in Gaza getöteten Journalisten stieg damit nach Angaben des Informationsministeriums in Gaza auf 245.

Israel habe zunächst auf die vierte Etage des Krankenhauses gezielt, berichteten israelische Medien unter Berufung auf das Ministerium. Der zweite Angriff habe Rettungskräfte getroffen, die Verwundete versorgten. Unter den Opfern waren demnach auch mindestens vier medizinische Mitarbeiter des Krankenhauses.

Die israelische Armee bestätigte, einen Angriff in der Nähe des Nasser-Krankenhauses in Khan Younis durchgeführt zu haben und kündigte eine Untersuchung an. Man bedauere “jegliche Verletzung unbeteiligter Personen und greife Journalisten als solche nicht an”, hieß es in der Stellungnahme weiter.

Die Nachrichtenagentur AP äußerte sich in einer Stellungnahme “schockiert und traurig”. Man tue alles in der Macht der Agentur Stehende, um die Sicherheit der Kollegen in Gaza zu gewährleisten, die “unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen weiterhin wichtige Augenzeugenberichte liefern”, so AP. Auch die Nachrichtenagentur Reuters zeigte sich erschüttert über den Tod ihres Mitarbeiters und die Verletzung eines weiteren. Man bemühe sich dringend um weitere Informationen und habe die Behörden in Israel und in Gaza gebeten, dem Verletzten dringend medizinische Hilfe zukommen zu lassen.

Der Deutsche Journalisten-Verband verwies auf palästinensische Angaben, wonach seit Oktober 2023 bereits rund 240 Medienschaffende im Gazastreifen getötet worden sein sollen: “Auch wenn sich diese Zahlen nicht unabhängig überprüfen lassen, steht fest: Der Gazakrieg ist für Medienschaffende die blutigste Auseinandersetzung seit Jahrzehnten”, sagte der Verbandsvorsitzende Mika Beuster. Die Genfer Konvention, nach der Journalistinnen und Journalisten in Kriegen genauso geschützt werden müssen wie die Zivilbevölkerung, werde von den Konfliktparteien im Gazastreifen offenbar ignoriert.

Al-Dschasira sprach von einer “anhaltende Kampagne der israelischen Besatzungstruppen gegen Journalisten”. Mit Mohamed Salameh sei die Zahl der getöteten Al-Dschasira-Journalisten seit Kriegsbeginn auf zehn gestiegen. “Dieser Krieg hat zu einer beispiellosen Zahl von Angriffen auf Journalisten geführt und ist damit der tödlichste Konflikt für Medienschaffende in der modernen Geschichte”, so der katarische Sender.