Verschwinden wird Judenhass wohl nie. Fachleute setzen auf Bildung, damit er möglichst erst gar nicht entsteht. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden sagt, dass dies schon bei Kindern ansetzen müsse.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht den Kampf gegen Antisemitismus und für Demokratie als bleibende Aufgabe. “Da sehe ich dunkle Wolken am Himmel”, sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Anlass ist das 75-jährige Bestehen des Zentralrats, der am 19. Juli 1950 gegründet wurde.
“Wir sehen, dass sich antisemitische Vorfälle bis in die Mitte der Gesellschaft ziehen. Hier müssen wir aktiver werden: aufklären und Institutionen in ihrer Arbeit unterstützen”, betonte Schuster. Ganz entscheidend gegen Judenhass sei Bildung – auch schon bei Kindern.
Zuletzt hatte es immer wieder auch Auseinandersetzungen über unterschiedliche Definitionen von Antisemitismus, vor allem zum israelbezogenen, gegeben. Dieser liegt nach gängiger Auffassung zum Beispiel vor, wenn Israel als das ultimativ Böse dargestellt wird. “Darüber, was Antisemitismus ist, gibt es große Einigkeit. Diskussionen über vermeintliche Definitionen lenken vom eigentlichen Thema des steigenden Antisemitismus, vor allem des israelbezogenen Antisemitismus, in der Gesellschaft ab”, so Schuster. “Gerade dieser Antisemitismus ist es, den wir seit dem 7. Oktober 2023 leider sehr, sehr deutlich beobachten.”
Das Bundeskriminalamt hatte 2024 bei den antisemitisch motivierten Straftaten ebenfalls einen neuen Höchststand verzeichnet: eine Steigerung um knapp 21 Prozent auf rund 6.200 (Vorjahr: 5.200). Mit 48 Prozent wurden knapp die Hälfte der Fälle dem rechten Bereich zugeordnet und fast ein Drittel ausländischer Ideologie. Die Behörde sieht einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Zahlen und dem 7. Oktober 2023, als die Terrororganisation Hamas Israel überfiel.