Rund 31.500 Menschen haben sich am Mittwochabend beim vierten Stadionsingen in Hannover zu einem riesigen Chor vereint und weihnachtliche Hits angestimmt. Begleitet von Bläsern, einem Gospelchor und einer Gospelband sangen sie in der weihnachtlich beleuchteten Heinz-von-Heiden-Arena am Maschsee gemeinsam klassische und moderne Weihnachtslieder: von „Jingle Bells“ bis „Stille Nacht“.
Das gemeinsame Singen sei ein positives Signal gegen die vielen Sorgen, die gegenwärtig viele Menschen bedrückten, sagte Hannovers evangelischer Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes. Weihnachten setze ihnen christliche Zuversicht entgegen und stifte Momente der Fröhlichkeit. „Wir brauchen diese andere Sicht.“
Gegenüber dem Vorjahr, als rund 20.000 Menschen mitsangen, kamen rund 11.500 Teilnehmende mehr. Das bedeutet eine Rekordbeteiligung für das rund anderthalbstündige Event, das 2022 erstmals stattfand. Die Westtribüne des Stadions sowie die Nord- und die Südkurve waren fast voll besetzt. Die Bühne war vor der Osttribüne aufgebaut, die deshalb für das Publikum gesperrt war.
Die Polizistinnen Sandra (49) und Christin (31) aus Hannover beispielsweise waren mit ihrer Clique ins Stadion gekommen und hatten ihre Freundin Christina (50) mitgebracht, eine Lehrerin aus Braunschweig. „In der Weihnachtszeit ist es schön, wenn man mit vielen Leuten zusammen ist und Lieder singt“, erzählte Sandra, die zum ersten Mal beim Stadionsingen dabei war. „Jetzt haben wir es endlich mal hingekriegt.“ Zwischen Hannoveranern und Braunschweigern werde es an diesem Abend im Stadion auch ganz bestimmt friedlich bleiben, versicherten alle mit einem Augenzwinkern.
Auch ein 32-jähriger Hannoveraner ein paar Reihen weiter oben war zum ersten Mal dabei. Er habe schon ein paar Mal von der Aktion gehört und wolle sich das jetzt mal ansehen, berichtete der Marketing-Manager etwas zurückhaltend. Ein Stück weiter links ließen es sich Cornelia und Juliane aus Hemmingen bei Hannover bei einer Tasse Glühwein gutgehen. „Ich bin schon zum zweiten Mal dabei, weil ich es letztes Jahr so toll fand“, erzählt Cornelia. „Die Lichter, die Musik – bei trockenem Wetter ist das im Stadion einfach eine tolle Kulisse.“ Diesmal habe sie ihre Freundin mitgebracht und ihr eine Karte spendiert.
Bei trockenem Wetter und Temperaturen von acht Grad Celsius erklangen insgesamt 17 Songs. Dabei durften natürlich auch „Rudolph, the Red-Nosed Reindeer“, „O du fröhliche“ und „Alle Jahre wieder“ nicht fehlen. Sogar das ebenso oft geschmähte wie heiß geliebte „Last Chrismas“ von „Wham“ stand auf dem Programm und wurde unter großem Gejohle angestimmt.
Einen eigenen Auftritt hatte der Wohnungslosenchor Hannover mit dem „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Der Kinderchor der Staatsoper unterstützte die Stadionsänger bei den Hits „In der Weihnachtsbäckerei“ und „Feliz Navidad“. Bei vielen Liedern ließ das Publikum die Handys leuchten oder die Schlüsselbünde schellen.
Die Gesamtleitung hatte Gospelkantor Jan Meyer. Er hatte für das Event eine eigene humorvolle Hymne komponiert, die am Abend erstmals erklang. „Und dann träumen wird davon“, heißt es im Text, „dass die Stadt ein bisschen heller wird durch unseren Gesang“. Einen Gastauftritt hatte der Kabarettist und Musiker Matthias Brodowy.
Vorbild für das rund anderthalbstündige Event sind vergleichbare Aktionen in Berlin, Köln oder Dortmund. Der Erlös soll der ökumenischen Essensausgabe für Menschen in Not sowie der Weihnachtshilfe der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ zugutekommen. Veranstalter war der evangelische Kirchenkreis gemeinsam mit zahlreichen Partnern, unter ihnen Hannover 96, die Sparkasse, die Volksbank und der Rock-Sender „Radio 21“.