Jerusalemer Erlöserkirche feiert 125 Jahre

Die evangelische Erlöserkirche in Jerusalem feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Zusammen mit der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg und der Dormitio-Abtei gehört sie zu den deutschen Standbeinen in der Heiligen Stadt.

Die evangelische Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt soll zu ihrem 125. Geburtstag ein besonderes Geschenk erhalten: eine monumentale Schleife, die in den vergangenen Monaten den Lübecker Dom kleidete, wie Propst Joachim Lenz auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. Die Schleife sei am Montag in Lübeck abgenommen worden und werde derzeit an die Turm-Maße der Erlöserkirche angepasst.

Ob sie bis zum Jubiläum der Kirche am Reformationstag (31. Oktober) angebracht werden kann, hänge an der Versandzeit und dem israelischen Zoll, so Lenz. Die Schleife ist nach Angaben des evangelischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg 60 Meter lang und wiegt rund 30 Kilo. Nach Jerusalem soll die Schleife dann weitere Kirchen zieren.

Zum Jubiläum sollen zudem alle drei Glocken der Erlöserkirche wieder erklingen. Seit Jahren waren zwei von ihnen ausgefallen. Zur Instandsetzung wurde laut Lenz ein Spezialist „mit 80 Kilo Werkzeug“ aus Deutschland nach Jerusalem gebracht. Das Geläut der Erlöserkirche ist nach Worten des Propstes Zeichen der guten Nachbarschaft mit anderen deutschen kirchlichen Einrichtungen in der Heiligen Stadt. „Die Glocken sind abgestimmt mit dem Geläut der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg und mit der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg“, so Lenz.

Im Zeichen der guten Nachbarschaft steht demnach auch der erste von zwei Festgottesdiensten, bei denen am 29. Oktober der Benediktiner-Abt der Dormitio, Nikodemus Schnabel, predigen soll. „Als Deutschsprachige wollen wir die westliche Ökumene pflegen“, so Lenz. Zum zweiten Festgottesdienst am Reformationstag predigt dann der anglikanische Erzbischof von Jerusalem, Husam Elias Naoum.

Laut Lenz unterstreicht dies gleichermaßen die Kirchengemeinschaft beider Kirchen wie auch die enge historische Verbindung beider Gemeinden in Jerusalem. „1841 gründeten Großbritannien und Preußen ein gemeinsames anglikanisch-protestantisches Bistum Jerusalem, das bis 1886 bestand und an das bis heute der gemeinsame anglikanisch-protestantische Friedhof auf dem Zionsberg erinnert“, sagte Lenz der KNA.

Zu den weiteren Feiern zum 125-Jahr-Jubiläum gehört eine Vortragsreihe zur Geschichte der Deutschen im Heiligen Land, zur deutschen Gemeinde und der Geschichte der Erlöserkirche. Zudem wird das Buch „Über den Kuppeln von Jerusalem“ mit historischen Fotos von 1889 sowie Bildern vom 100. Kirchenjubiläum vorgestellt. Ein Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist für Ende November geplant. Die deutsche Botschaft in Tel Aviv bestätigte dies zunächst nicht.

Die Erlöserkirche, einen Steinwurf von der Grabeskirche entfernt, wurde am 31. Oktober 1898 im Beisein Kaiser Wilhelms II. eröffnet. Beim Bau der Kirche, die im neuromanischen Stil auf den Ruinen der mittelalterlichen Kreuzfahrerkirche Santa Maria Latina errichtet wurde, waren verschiedene Bauschichten zum Vorschein gekommen, die bis in die Zeit Jesu zurückreichen; darunter Reste einer antiken Mauer. Die ursprüngliche Annahme, es handele sich um die Stadtmauer aus der Zeit Jesu, wurde in den 1970er Jahren bei umfassenden Instandsetzungsarbeiten an der Kirche revidiert.