Jeder vierte neue Pflegefall in Bayern beginnt in der Klinik

In Bayern beginnt rund jeder vierte neue Pflegefall mit einem Krankenhausaufenthalt. Das geht aus dem am Donnerstag in München veröffentlichten Pflegereport der Barmer hervor. Monatlich gebe es an die 3.140 solcher Fälle. „Für einen Großteil dieser Menschen muss zunächst geklärt werden, wie es weitergeht“, sagte der Landesgeschäftsführer der Barmer, Alfred Kindshofer. Doch an dieser Stelle hake es in vieler Hinsicht. Die Krankenkasse forderte daher einen Ausbau der Kurzzeitpflege. Die verfügbaren 119 Anbieter seien zu wenig, zumal die Kurzzeitpflege auch als Möglichkeit verstanden werden müsse, eine Rückkehr in die Häuslichkeit zu realisieren.

Außerdem sollten Krankenhäuser die Pflegekassen per digitalem Datenaustausch möglichst frühzeitig informieren, sobald für Patienten ein Entlassdatum feststehe, so Kindshofer. So wäre gewährleistet, dass auch die Versorgung mit Hilfsmitteln wie etwa Gehhilfen ohne Zeitverzögerung gelinge. Das Online-Portal „Pflegefinder Bayern“ zum Suchen und Finden freier Pflegeplätze müsse noch bekannter werden. Zugleich sollten alle Träger von Einrichtungen ihre freien Kapazitäten transparent machen, damit Angehörige und Pflegebedürftige zügig einen geeigneten Pflegeplatz finden könnten.

Wer Rat und Hilfe suche, könnte sich bis dahin jederzeit über das Pflegetelefon an den Medizinischen Dienst Bayern (MDB) wenden, empfiehlt MDB-Vorstandsvorsitzende Claudia Wöhler. Je früher eine Beratung stattfinde, desto schneller erhielten Betroffene und Angehörige Hilfe.

Dem Pflegereport zufolge wären in Bayern jährlich rund 8.300 Krankenhausaufenthalte von Pflegebedürftigen vermeidbar gewesen, wenn die ambulante Versorgung gepasst hätte. An die 11.000 Klinikaufenthalte von Pflegebedürftigen wären nicht nötig gewesen, wenn die Versorgung im Pflegeheim gepasst hätte. Dafür müsste allerdings der individuelle pflegerische und medizinische Bedarf stärker berücksichtigt werden. Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige würden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt. Dazu zählten etwa Pflegebedürftige mit Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus Typ 2.