Philosoph Omri Boehm mit Ethik-Preis geehrt
Der israelische Philosoph Omri Boehm hat am Dienstagabend den mit 25.000 Euro dotierten Alfons-Auer-Ethik-Preis erhalten. In der Urkunde zur Verleihung des Tübinger Preises hieß es, „dass der Universalismus, den er vorschlägt, Menschen befähigt, über die Krisen der Gegenwart zu sprechen und zu handeln.“ Bekannt wurde der 45-Jährige unter anderem durch sein Konzept eines binationalen, demokratischen Staates Israel, das er nach seiner Geburtsstadt Haifa benennt. Die Stadt gilt vielen als Vorbild für das friedliche Zusammenleben von jüdischen und arabischen Menschen.
In seiner Laudatio nannte Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, Boehm ein Vorbild für gut begründete politische Kritik. „Gerade diese Streitkultur ist uns als Gesellschaft etwas abhandengekommen.“ Boehm selbst sagte in seiner Dankesrede, Menschenwürde werde in Europa meist mit den Verbrechen Holocaust oder Kolonialismus begründet. Beide Denkrichtungen führten jedoch häufig zu einander widersprechenden Forderungen.
Bernhard Sven Anuth, Prodekan der Katholisch-Theologischen Fakultät Tübingen, würdigte Boehm dafür, immer wieder auf biblische Motive zurückzugreifen, obwohl er sich selbst nicht als religiös verstehe. Zusammen mit der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart verleiht die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen den Alfons-Auer-Ethik-Preis seit 2015 alle zwei Jahre. Der Preis ist nach Alfons Auer (1915-2005) benannt, der als einer der wichtigsten deutschsprachigen Moraltheologen des 20. Jahrhunderts gilt. Zuvor hatte unter anderem die ehemalige irische Staatspräsidentin Mary McAleese den Preis erhalten.