Israelischer Botschafter: Linker Antisemitismus wird „salonfähig“

Bei Judenhass von rechter Seite wird scharf reagiert, lobt Ron Prosor. Doch bei linkem Antisemitismus sieht der Botschafter das nicht – und nennt ein Beispiel.

Ron Prosor ist  Botschafter Israels in Deutschland
Ron Prosor ist Botschafter Israels in DeutschlandImago / Bernd Elmenthaler

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kritisiert einen unterschiedlichen Umgang mit Antisemitismus von links und rechts in Deutschland. Während beim Judenhass von rechter Seite hart reagiert werde, scheine der „Links-Antisemitismus“ zunehmend salonfähig zu werden, sagte Prosor anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er warnte davor, „dass sich die Grenzen Stück für Stück verschieben und der Links-Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft ankommt“.

Als Beispiel verwies der Diplomat auf den Umgang mit der Kunstausstellung Documenta in Kassel im vergangenen Jahr. „Braucht man wirklich sieben Professoren, um festzustellen, dass ein Jude mit einer Hakennase, der (auf) einem Beutel Geld sitzt mit einer Kippa, antisemitisch ist“, fragte Prosor.

Ärger um die Documenta

Die „documenta fifteen“ war seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismus-Vorwürfen überschattet. Kurz nach Eröffnung wurde das Banner „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive abgehängt. Später wurden Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly mit antisemitischer Bildsprache bekannt. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde abberufen und ein Expertenrat unter Leitung der Frankfurter Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff eingesetzt.