Die israelische Polizei ist um eine Einheit reicher. Sie setzt sich zusammen aus Freiwilligen aus den Kreisen jüdischer Siedler. Schon jetzt beklagen Menschenrechtler und Palästinenser massive Siedlergewalt.
Die israelische Polizei hat für das besetzte Westjordanland eine neue Erstversorgungseinheit aus jüdischen Siedler-Freiwilligen gegründet. Ziel sei es, “schnell, professionell und effektiv auf terroristische oder kriminelle Vorfälle zu reagieren und das persönliche Sicherheitsgefühl der Einwohner zu stärken”, heißt es in einer Polizeimitteilung von Mittwochabend.
Die Einheit aus rund 100 freiwilligen jüdischen Siedlern, die mit einer Feier an den sogenannten Patriarchengräbern in der palästinensischen Stadt Hebron eingesetzt wurde, soll nach offiziellen Angaben bei Terrorangriffen bis zum Eintreffen von Polizei und Militär erste Maßnahmen ergreifen. Außerhalb von Notfällen solle die Einheit “zur Stärkung der persönlichen und öffentlichen Sicherheit beitragen”, unter anderem durch Abschreckung, so die Mitteilung. Hintergrund seien “strategische Überlegungen und Lehren aus den Sicherheitsvorfällen vom 7. Oktober” 2023, als die Terrororganisation Hamas Südisrael überfiel.
Als “Teil der Gemeinde” könnten die Freiwilligen vor Ort schnell reagieren, sagte der israelische Minister für nationale Sicherheit, der Rechtsextreme Itamar Ben-Gvir (Jüdische Stärker). Er lebt selbst in der jüdischen Siedlung Kirjat Arba in der Nähe von Hebron. Laut “Times of Israel” bezeichnete er die neue Einheit zudem als “Abkehr von der ‘defensiven Denkweise’ hin zu einer kämpferischen, militanten und offensiven Denkweise”.
Dem Bericht zufolge wurden die Siedler in der neuen Einheit über mehrere Wochen in Terrorbekämpfung ausgebildet und sind mit “besonderen Polizeibefugnissen” ausgestattet. Unter anderem hätten sie Waffen und Uniformen.
Internationale und israelische Menschenrechtsorganisationen sowie Palästinenser kritisieren eine zunehmende Durchsetzung israelischer Sicherheitskräfte mit radikalen jüdischen Siedlern. Sie beklagen einen massiven Anstieg von Siedlergewalt gegenüber palästinensischen Zivilisten seit dem 7. Oktober 2023.
Zuletzt beklagten die christlichen Geistlichen des christlich-palästinensischen Ortes Taibeh bei Ramallah “systematische Attacken” jüdischer Siedler auf den Ort. Im jüngsten Vorfall legten Siedler den Angaben zufolge ein Feuer bei der Georgskirche, die als eines der ältesten religiösen Wahrzeichen Palästinas gilt.